Paula Michelle White-Cain wird Trumps Religionsbeauftragte

Tele-Evangelistin will den "Willen Jesu Christi" vollstrecken

Paula Michelle White-Cain sieht in Donald Trump einen von Jesus auserwählten Präsidenten, der sich gegen ein "dämonisches Netzwerk" wehren muss. Jetzt rückt die Predigerin des Wohlstandsevangeliums ins Weiße Haus ein.

Weißes Haus in Washington / © ESB Professional (shutterstock)
Weißes Haus in Washington / © ESB Professional ( shutterstock )

Sie spricht in Zungen, hat Offenbarungen und legt die Hände zum Heilen auf. Die Predigerin des "Wohlstandsevangeliums" motivierte die Besucher ihrer Megakirche vor den Toren Orlandos, mehr Geld zu spenden, als sie sich eigentlich leisten konnten. "Wenn ihr die ersten Früchte opfert", zitiert die blondierte Tele-Evangelistin regelmäßig den Propheten Ezechiel, "wird euer Haus gesegnet sein."

Die überwiegend schwarzen Mitglieder des "New Destiny Christian Center" und die Fans ihrer Shows im Tele-Evangelisten-Kanal TBN gaben reichlich. Zeitweise strich die 53-Jährige im Namen des Herrn pro Woche 80.000 Dollar ein. Genug, um ihre Villa in Florida, ein Apartment im Trump-Tower von New York und einen privaten Jet zu finanzieren.

Inhaltlich überzeugt die theologisch nicht ausgebildete Predigerin weniger. Traditionelle Evangelikale hielten sich lange von White fern. Der Vorsitzende der Ethik-Kommission der Southern Baptists, Russell Moore, nannte sie einen "Scharlatan" und eine "Häretikerin". Eine Sicht, die viele andere Konservative teilen.

"In dieser kleinen blonden Barbie steckt ein Pitbull"

Ihnen ist nicht nur Whites Aufzug suspekt, bevorzugt hautenge Kleider und Stilettos. "In dieser kleinen blonden Barbie steckt ein Pitbull", kokettierte sie noch kürzlich in der von ihr gegründeten Megakirche. "Ich setze meine Hüften und Lippen ein."

Donald Trump dürfte das nicht entgangen sein, als er vor Jahren im Fernsehen auf sie aufmerksam wurde. Er rief sie schließlich an, lud sie nach Atlantic City ein, betete vor seiner Reality-TV-Show "The Apprentice" mit ihr und nahm gelegentlich an ihren Bibelstunden teil. Der evangelikale Familienlobbyist James Dobson schrieb White 2016 das Verdienst zu, Trump "zum Glauben geführt" zu haben.

Im Wahlkampf gehörte sie zu einer Gruppe von Christen, die den Kandidaten berieten. Zum Dank durfte sie als zweite Frau der US-Geschichte bei der Amtseinführung öffentlich für den Präsidenten beten. Anschließend gehörte sie dem Kreis der geistlichen Berater des Weißen Hauses an.

White-Cain will mit Trump ein Gotteshaus bauen

Trump und White eint eine Vorliebe für flamboyante Auftritte, verschwenderischen Lebensstil und der Glaube daran, auserwählt zu sein. Zum Auftakt von Trumps Wiederwahlkampagne im Juni in Orlando erklärte die Predigerin, die Gegner des Präsidenten gehörten zu einem "dämonischen Netzwerk, das im Namen Jesu zerschlagen werden" müsse.

In ihrer neuen Autobiografie "Something Greater" (Etwas Größeres) verrät White, sie habe 2006 mit Trump Pläne geschmiedet, ein Gotteshaus nach dem Vorbild der Crystal Cathedral des Tele-Evangelisten Robert Schuller in Los Angeles zu bauen.

Dazwischengekommen sei die Scheidung von ihrem zweiten Ehemann. Wie Trump ist sie heute zum dritten Mal verheiratet (mit "Journey"-Keyboarder Jonathan Cain), blickt auf spektakuläre Affären wie die mit dem Tele-Evangelisten Benny Hinn zurück und erlebte eine Reihe finanzieller Pleiten, die sogar Ermittlungen des US-Kongresses nach sich zogen.

White-Cain: Gott hat Trump geschickt

2017 trat sie von der Führung ihrer Megakirche in Orlando zurück, um sich, wie Kritiker anmerken, ganz der Verkündigung des "Trumpismus" zu widmen. Nicht Gott werde die Regierung ändern, verkündete sie; "er hat jemanden geschickt, es zu tun."

Seitdem machte White mit einer Reihe kontroverser Erklärungen Schlagzeilen. Etwa im Juli 2018, als sie die von anderen Kirchen kritisierte strikte Migrationspolitik an der Grenze zu Mexiko verteidigte. Jesus sei zwar nach Ägypten geflohen, habe dabei aber bestimmt nicht das Gesetz gebrochen - "sonst wäre er nicht unser Messias". An anderer Stelle verteidigte sie den Präsidenten gegen den Vorwurf des Rassismus.

An der Spitze der 2018 von Trump gegründeten "Faith and Opportunity Initiative" im Weißen Haus soll sie, wie kürzlich bekanntgegeben wurde, das evangelikale Lager vor den Wahlen zusammenschweißen. Die Vision, die sie mit Trumps Anhängern bei der Kundgebung im Juni teilte: "Ich erkläre, dass Präsident Trump jede Strategie aus der Hölle und jede Strategie seiner Feinde überwinden wird, und dass es der Wille Jesu Christi war, dass Trump im Amt ist und 2020 wieder gewinnen wird."

Von Thomas Spang

 


Donald Trump / © Carolyn Kaster (dpa)
Donald Trump / © Carolyn Kaster ( dpa )

Demokraten starten erste Schritte für mögliche Amtsenthebung Trump / © Carolyn Kaster (dpa)
Demokraten starten erste Schritte für mögliche Amtsenthebung Trump / © Carolyn Kaster ( dpa )
Quelle:
KNA
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