Wie viele Menschen leben derzeit auf der Erde?
Derzeit leben nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung mehr als 7,74 Milliarden Menschen auf der Erde. Die Zahl der Erdenbürger wächst jede Sekunde statistisch um 2,6 Menschen, pro Jahr um rund 83 Millionen.
Wie sehen die Prognosen aus?
Das Bevölkerungswachstum hat sich zuletzt verlangsamt. Dennoch werden 2050 laut Prognosen der UN 9,7 Milliarden und im Jahr 2100 rund 10,9 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Erst 1804 war die erste Milliarde übersprungen worden, 1927 die zweite und schon 1959 die dritte. Wichtigste Faktoren des Bevölkerungswachstums sind die steigende Lebenserwartung und die höheren Überlebensraten von Kindern.
Wie verteilt sich die Weltbevölkerung auf die Kontinente?
Wäre die Welt ein Dorf mit 100 Einwohnern, kämen derzeit 59 Menschen aus Asien, 17 aus Afrika, 10 aus Europa, 8 aus Lateinamerika, 5 aus Nordamerika und 1 aus Ozeanien. 26 Menschen wären Kinder unter 15 Jahren und 9 älter als 64. Im Durchschnitt bekämen Frauen 2,4 Kinder.
2050 hätte dieses Dorf 129 Einwohner. 69 kämen aus Asien, 34 aus Afrika, 10 aus Lateinamerika, 9 aus Europa, 6 aus Nordamerika und 1 aus Ozeanien.
Das größte Wachstum wird also für Afrika erwartet?
Bis 2050 wird sich die afrikanische Bevölkerung nach neuesten Prognosen von heute etwa 1,3 Milliarden auf rund 2,5 Milliarden nahezu verdoppeln. Der größte Teil der Menschheit wird allerdings auch in Zukunft in Asien leben. Derzeit bewohnen 4,5 Milliarden Menschen den Kontinent. Bis 2050 werden es voraussichtlich rund 5,3 Milliarden sein.
Zugleich wird es unter den Staaten große Verschiebungen geben: Indien wird China bis 2024 als bevölkerungsreichstes Land der Erde ablösen.
Während Chinas Bevölkerung altert und von 1,4 auf 1,36 Milliarden zurückgeht, wird Indiens Einwohnerzahl von 1,34 Milliarden auf 1,66 Milliarden ansteigen. Bis 2050 dürfte Nigeria die USA als Land mit der drittgrößten Bevölkerung der Welt verdrängen.
Sind die Prognosen der Bevölkerungsforscher verlässlich und unveränderlich?
Nein, sie sind nicht in Stein gemeißelt, sondern hängen von vielen Faktoren ab, die veränderbar sind. Nach einer im Juli vom Berlin-Institut für Bevölkerung veröffentlichten Studie Wiener Wissenschaftler hängt das Wachstum der Weltbevölkerung insbesondere von der Entwicklung in Subsahara-Afrika ab, wo 33 der 47 am wenigsten entwickelten Länder liegen und wo die Geburtenziffern weltweit am höchsten sind. Mit 4,7 Kindern bringen Frauen dort im Schnitt mehr als doppelt so viel Nachwuchs zur Welt wie in anderen Regionen.
Was könnte das Bevölkerungswachstum dort verlangsamen?
Ein wesentlicher Faktor ist Bildung. Denn im Schnitt bekommen Frauen in armen Ländern deutlich weniger Kinder, je länger sie eine Schule besucht haben. Die Studie vom Berlin-Institut zeigt, dass Länder wie Tunesien, Marokko, Botsuana, Ghana, Kenia, Äthiopien und Senegal Wege gefunden haben, um das Bevölkerungswachstum zu bremsen: über Verbesserungen bei Bildung, Gesundheit und Schaffung von Arbeitsplätzen. Auch ein besserer Zugang zu Familienplanungsmethoden und mehr Gleichberechtigung gehören zum Gesamtpaket.
Was bedeutet die Konferenz von Nairobi in diesem Zusammenhang?
Sie baut auf der UN-Weltbevölkerungskonferenz vor 25 Jahren in Kairo auf. Sie beschloss 1994, dass alle Maßnahmen zur Stabilisierung der Weltbevölkerung auf dem Prinzip der Freiwilligkeit beruhen und die Menschenwürde wahren sollten - eine Absage etwa an die chinesische Ein-Kind-Politik. Jeder sollte Zugang zu Familienplanungsdiensten haben. Mit der Konferenz von Nairobi, die nicht den Status einer offiziellen UN-Konferenz hat, erhoffen sich der UNO-Bevölkerungsfonds (UNFPA), die Regierung Kenias und die Regierung Dänemarks, dass sich die Staaten den Zielen verstärkt verpflichten.
Die katholische Kirche hat beim Thema Bevölkerungspolitik häufig eine Minderheitenposition vertreten. Ist das auch diesmal so?
Schon in Kairo kämpfte der Vatikan gegen Familienplanungsprogramme und Verhütung als Mittel der Bevölkerungspolitik; wichtiger seien der Kampf gegen die Armut und mehr Bildung. Dabei verbuchte der Heilige Stuhl zumindest einen Teilerfolg: Der Aktionsplan betonte, dass Abtreibung kein Mittel der Familienplanung sein dürfe.
Zur Konferenz von Nairobi hat der Heilige Stuhl keinen Vertreter geschickt. Die katholischen Bischöfe Kenias erklärten, sie sähen die Konferenz als "Versuch, unsere Jugend zu korrumpieren und sie zu Sklaven einer fremden Ideologie zu machen". Die Veranstalter handelten "unter dem Deckmantel der Frauenförderung", propagierten aber zugleich Verhütung und Abtreibung; das widerspreche der afrikanischen Kultur. Gemeinsam mit Kenias Kirchenrat, evangelischen Vertretern und Ärzten kündigten die Bischöfe eine Parallelveranstaltung zum UN-Gipfel an.