In vielen Teilen der Welt habe sich das Bevölkerungswachstum in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich verlangsamt, sagte DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag): "Damit sich diese positive Entwicklung fortsetzt und auf Länder mit einer auch heute noch sehr großen jährlichen Bevölkerungszunahme überspringt, müssen die Anstrengungen im Bereich der Familienplanung dringend intensiviert werden." Das Geld reiche derzeit nicht aus, um weltweit den Bedarf im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit zu decken, so Bahr weiter.
Nötig seien "eine bessere Gesundheitsversorgung mit einem breiten Angebot an Verhütungsmitteln, Sexualaufklärung, die bereits in der Schule beginnt, und eine Stärkung der Rechte von Frauen, damit sie auch wirklich über Schwangerschaft und Geburt entscheiden können". Nach Ansicht der DSW-Geschäftsführerin gibt es genug Länder, die Interesse an der Zusammenarbeit in Bevölkerungsfragen haben, etwa Äthiopien oder Kenia. "Investitionen in Gesundheit, Bildung und die Stärkung von Frauenrechten müssen Priorität haben in der Entwicklungszusammenarbeit", betonte Bähr.
Starker politischer Gegenwind
Auch müsse man dem "weiterhin starken politischen Gegenwind etwas entgegensetzen", der beispielsweise von katholischen Bischöfen in Afrika ausgehe oder von US-Präsident Donald Trump, "der unmittelbar nach seiner Amtseinführung allen ausländischen Organisationen die Gelder gestrichen hat, die in ihrer Arbeit auch nur über Schwangerschaftsabbrüche informieren".
Von "Überbevölkerung" wollte die DSW-Geschäftsführerin nicht sprechen. Denn wie viele Menschen die Erde "tragen" könne, hänge nicht nur von der Anzahl ab, "sondern auch davon, wie sie mit den Ressourcen umgehen. Hier müssen auch die geburtenschwachen Industrieländer an sich arbeiten."
Kritik der AfD
Der afrikapolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag, Dietmar Friedhoff, forderte in der Zeitung dazu auf, Projekte der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit "selbstverständlich an ernsthafte Familienplanungsmaßnahmen in Afrika" zu koppeln. Der katholischen Kirche warf er vor, sie behindere Fortschritte im Bereich der selbstbestimmten Fortpflanzung und Sexualität.
Der Vatikan lehne weiterhin "jegliche Form der modernen Familienplanung vehement ab. Und die Lehrmeinung des Heiligen Stuhls in wenig entwickelten Ländern hat immer noch starkes Gewicht", so Friedhoff. Gleichzeitig sprach sich der AfD-Politiker "strikt gegen jede Form von Abtreibung" aus. Aus Sicht der katholischen Kirche sind nur natürliche Methoden der Verhütung wie die Temperatur- oder Zyklusmethode moralisch vertretbar. Sie lehnt alle Formen der künstlichen Empfängnisverhütung wie Kondome oder die Pille ab.