Die Kirchenleitung habe nicht das Recht, die Kirchensteuer zur Finanzierung heranzuziehen, heißt es in dem am Freitag auf der Internetseite kreuz-und-quer.de veröffentlichten Schreiben. "Das wäre ein Frontalangriff auf die Legitimität des geltenden Kirchensteuersystems."
Stattdessen müssten die Bischöfe selbst aktiv werden, fordern die 19 Erstunterzeichner des Appells. Beispielsweise sollten alle amtierenden und emeritierten Bischöfe einen Teil ihres Gehalts oder ihrer Pension in einen Entschädigungsfonds für kirchliche Missbrauchsopfer einzahlen.
"Wir vermissen bei unserer Kirchenleitung die Bereitschaft, ohne relativierende Floskeln Verantwortung für eigenes Versagen zu übernehmen", heißt es in dem Brief. In der katholischen Kirche habe ein "System struktureller Verantwortungslosigkeit die Verbrechen von Klerikern begünstigt", nun dürften die Folgen nicht auf "Unbeteiligte" abgewälzt werden. Die Erstunterzeichner riefen Katholiken bundesweit auf, sich ihrem Appell anzuschließen.
Diskussion über Modalitäten und Höhe von Entschädigungsleistungen
In der katholischen Kirche wird derzeit über Modalitäten und Höhe von Entschädigungsleistungen für kirchliche Missbrauchsopfer diskutiert.
Zuletzt hatte der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, betont, zur Finanzierung müssten auch Kirchensteuermittel verwandt werden. Die Kirchenmitglieder seien als Solidargemeinschaft in der Pflicht.
Gegen diese Pläne formiert sich Widerstand. Auch der Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, und die Frauenbewegung "Maria 2.0" sehen Entschädigungsleistungen aus Kirchensteuermitteln kritisch.