Nach einem elfstündigen Nachtflug ist Papst Franziskus am Mittwochmittag (Ortszeit) in Bangkok gelandet. Aus dem herbstlich nass-kalten Rom kommend erwartet Thailands Hauptstadt das Kirchenoberhaupt mit tropisch feuchtwarmen 31 Grad. Die Begrüßung am Fuß der Gangway nimmt der bald 83-jährige Franziskus freudig und anscheinend ausgeruht entgegen.
Als der Papst auf eine Gruppe fahnenschwenkender "Papa-Francesco"-Rufer zugeht und eine Reihe Flughafenangestellter grüßend entlanggeht, muss der bereitstehende Wagenkonvoi 50 Meter vorziehen, um den Staatsgast einsteigen zu lassen.
Papstbesuch gilt als eine Ehre
Von Beginn des Roten Teppichs an dabei, direkt neben General Surayud Chulanont, dem Vertreter des Königs, ist Schwester Ana Rosa. Die Cousine von Jorge Bergoglio lebt seit 53 Jahren als Missionarin in Thailand und dient dem Papst in diesen Tagen als Dolmetscherin.
Zunächst gibt es aber eine halbtägige Pause, bevor der Gast am Donnerstagmorgen mit einem Treffen bei Ministerpräsident General Prayut Chan-o-cha und einer Rede vor Vertretern von Politik und Zivilgesellschaft sein Besuchsprogramm aufnimmt.
Für die Führung des Königreiches ist dieser Besuch eine Ehre, erhielt man hier in den vergangenen Jahren doch kaum Staatsbesuche solchen Kalibers. Rund 800 Medienvertreter sind akkreditiert - deutlich mehr als die Organisatoren erwarteten.
Promi-Faktor einer moralischen Autorität
Allerdings ist es eher der Promi-Faktor einer moralischen Autorität, der dem Papst Aufmerksamkeit verschafft. Zwar werden religiöse Oberhäupter in Südostasien geehrt, doch der Gast aus Rom ist Oberhaupt einer in Thailand verschwindenden Minderheit von 0,6 Prozent.
Und so fasst Visanu Thanya-anan von der Bischofskonferenz gegenüber der Landespresse erst einmal zusammen, wer dieser Papst ist und was er will: Die Mission von "Papst Franziskus, dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, ist die Verkündigung einer Kultur der Liebe und der Barmherzigkeit gemäß der Lehre von Jesus Christus." Der Besuch gelte allen Glaubens- und Volksgruppen und solle "die universelle Geschwisterlichkeit stärken".
Dass Bangkoks Straßen vielerorten Gelb-Weiß geschmückt sind, ist kein Willkommensgruß an den Gast. Gelb-Weiß sind nicht nur die Vatikan-Farben, sondern stehen hier für das thailändische Königshaus.
Am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) soll auch König Maha Vajiralongkorn in seinem Palast den Papst empfangen. Die allerorten großformatig angebrachten Porträtbilder des 67-jährigen Monarchen, der zeitweise in seiner Villa am Starnberger See lebt - dort als Nachbar von Peter Maffay - sowie in der Schweiz, zeigen den Monarchen noch als jungen Kronprinzen.
Menschen, die auf den Papst warten, sieht man entlang der Straßen nicht; eine Passage der Stadtautobahn ist immerhin mit Flaggen Thailands und des Vatikan geschmückt.
Franziskus wird in Bangkok fast ausschließlich in einem geschlossenen Auto gefahren: Doch statt eines Fiat 500 gibt es eine - kleine - Lexus-Limousine. Das Papamobil kommt allein am Freitag bei der Messe im Stadion zum Einsatz.
Spannend dürfte sein, wie deutlich der Sozialprediger Franziskus seine diesbezüglichen Botschaften anbringen kann. So sind die Thai zwar geschmeichelt, dass der Papst sie besucht. Andererseits reagieren sie wie viele Asiaten schnell verschnupft auf mögliche Kritik.
Andere Kulturen besser verstehen
Thailand, das nie eine Kolonie war und um Unabhängigkeit kämpfen musste, kennt in seiner Geschichte keinen Bruch, nach dem vieles anders wurde. Geprägt ist das Königreich von einer traditionellen buddhistischen Weltsicht: Der gute Herrscher - vielen lebhaft in Erinnerung der gute König Bhumibol - sorgt für seine Untertanen.
Daher haben es die Eliten des Landes nicht so sehr mit moderner Sozialpolitik und Demokratie. Wie sich diese auch religiös begründen ließen, könnte der Papst erklären. Denn die inzwischen plurale und demokratieinteressierte Gesellschaft des Schwellenlandes mittleren Einkommens wünscht dringend Reformen. Gründe dafür sind nicht nur Probleme von Migration und Globalisierung, sondern auch der bisherige wirtschaftliche Erfolg, der traditionelle Rollenverteilungen in Frage stellt.
Ein freier Diskurs darüber scheint indes nicht möglich. Im Gegenteil: Beobachter spüren eher eine zunehmende Verengung und Kontrolle. Ob der Gast aus Rom in seinen Reden einzelne, kleine Anstöße setzt, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Mitreisende Journalisten wies er auf dem Flug bereits darauf hin, es gelte, "Kulturen, die weit entfernt von der westlichen sind", besser zu verstehen.