DOMRADIO.DE: "Churches for Future" – also Kirchen für die Zukunft. Das ist der Titel, unter dem auch Kirche mobil macht. Wieso genau? Wieso sind Sie dabei?
Monsignore Robert Kleine (Kölner Stadtdechant): Weil die Verantwortung für die Ökologie, für unsere Welt eine urchristliche Aufgabe ist. Wir nennen das auch immer wieder Bewahrung der Schöpfung. Wir lesen im ersten Buch der Bibel, dass Gott den Menschen die Schöpfung anvertraut. Wir sollen sie nicht ausbeuten, sondern hegen und pflegen. Und in der Verantwortung sehen wir uns und wir haben uns schon immer so gesehen. Papst Franziskus hat das in seiner Enzyklika "Laudato si" ganz klar gesagt, dass wir diese Welt und die Ressourcen und vor allem auch die Menschen auf dieser Welt nicht ausbeuten dürfen. Und dazu gehört eben auch, sich einzusetzen, dass sich das Klima nicht negativ verändert oder dass wir wenigstens die Veränderung stoppen. Und dafür treten wir auch als Kirche ein – auch ganz konkret hier in Köln.
DOMRADIO.DE: In der Vergangenheit wurde kritisiert, dass die Kirche etwas spät aufgesprungen ist auf diesen Zug. Wie erleben Sie das denn?
Kleine: Ich glaube, es ist schon seit einigen Jahren oder Jahrzehnten ein Thema. Das zeigt sich bei Fragen wie: Was bedeutet Nachhaltigkeit beim Bauen von Pfarrzentren oder wenn Kirchen umgebaut werden? Wie gehen wir mit den Ressourcen um? Die Frage von Umweltverträglichkeit, wenn ich an Pfarrfeste und so weiter denke. Auch fair gehandelte Produkten gehören in diesen Bereich. Da ist die Kirche in den letzten Jahrzehnten schon immer mit dabei. Aber jetzt wird sie sozusagen ein Partner, vor allem auch der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die aufstehen und sagen, die Politik muss sich mehr bewegen, denn wir haben eben keinen Planeten B.
DOMRADIO.DE: Was halten Sie von dem Engagement der jungen Leute?
Kleine: Ich finde das ganz großartig. Natürlich gibt es unterschiedliche Sichtweisen auf den Schulstreik. Aber ich denke, dass überhaupt Jugend einmal aufsteht und sich bewegt und den anderen sagt: Hört mal, ihr seid in der Verantwortung, ihr seid in der Politik, aber es geht um die nachfolgende Generation, die nachfolgenden Generationen, und wir müssen handeln. Da kann man schnell entgegnen: Okay, dann müssten sie auch im eigenen Leben handeln – das gilt sicherlich auch. Zudem müssen die Demonstrationen friedlich sein. Das kann nicht dazu führen, dass man irgendwelche Autos beschädigt oder Wände besprüht und dass man nach der Demonstration irgendwo Schnellimbiss schnell etwas ist und dabei genau denselben Müll hinterlässt, sondern dass es einen inhaltlich wirklich neuer Blick auf den Umgang mit unserer Schöpfung, mit den Ressourcen umgeht. Und da fallen mir zum Beispiel auch hier in Köln die E-Scooter ein. Das ist zwar ganz schön, wenn man dann nicht mit dem Auto fährt. Wenn dann aber lauter Elektromüll fabriziert wird, dann muss man auch das wieder hinterfragen. Also insgesamt ein kritischer Blick. Die Jugendlichen haben, glaub ich, dafür gesorgt, dass es mehr in der Politik debattiert wird und hoffentlich bald auch gehandelt.
DOMRADIO.DE: Ich höre daraus, auf einen E-Scooter würden Sie nicht aufsteigen. Haben Sie ansonsten ganz persönlich Dinge in Ihrem Alltag schon verändert?
Kleine: Also es ist schon seit längerer Zeit so, dass ich versuche, wenig mit dem Auto zu fahren und bewusst den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen oder auch viel zu Fuß zu gehen. Zudem überlege ich noch einmal bewusster: Was kaufe ich ein? Gucke ich dabei auf das Geld oder schaue ich auf die Fabrikation der Dinge? Ich glaube, diese Überlegung gehört mit dazu. Unser Papst hat ja mal gesagt, ich muss auch die Ökonomie in den Blick nehmen – und schauen, wo Menschen ausgebeutet werden. Dann kann man noch darauf achten, was auch fair gehandelt ist. Es geht insgesamt um den Blick darauf, wie wir mit dieser Welt umgehen. Da gilt es auch zu fragen, wie wir mit den Menschen in den armen Ländern umgehen und wo es Solidarität mit ihnen gibt.
Das Interview führte Verena Tröster.