"Viele Menschen erinnern sich noch an die Anschläge auf Ostergottesdienste in Sri Lanka mit über 250 Toten", erklärte Florian Ripka, Geschäftsführer von "Kirche in Not" Deutschland, am Donnerstag in München. Meist würden Christen jedoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit verfolgt: "Zum Beispiel die islamistische Gewalt auf Christen in Burkina Faso. Dort sind allein in diesem Jahr mehr als 60 Christen ums Leben gekommen. Darüber wurde kaum berichtet."
Südostasien neuer Brennpunkt der Christenverfolgung
Ripka erklärte: "Religiöser Fundamentalismus, Nationalismus und autoritäre Regime sind und bleiben die Hauptursachen für das Leid vieler Christen. Leider sind alle drei Strömungen nicht gerade im Rückgang begriffen - ganz im Gegenteil." Ein neuer Brennpunkt der Christenverfolgung sei Südostasien.
Dort habe der "Islamische Staat" (IS) offenkundig neue Terrorzellen gebildet. "Große Sorgen macht uns die Entwicklung in China, wo der Staat die Repressionen gegenüber Religionsgemeinschaften verschärft hat. In Indien gehen Hindu-Nationalisten vermehrt auf Christen los."
Lage in zahlreichen Ländern Afrikas angespannt
Angespannt bleibe die Lage auch in zahlreichen Ländern Afrikas, besonders in Nigeria. "In keinem anderen Land wurden mehr Christen getötet - nicht nur durch die Terrormiliz Boko Haram, sondern auch vermehrt durch islamistische Fulani-Hirten", so Ripka. Im Nahen Osten habe sich die Lage nach einem regelrechten Völkermord an den Christen durch den "IS" inzwischen zwar etwas entspannt. Doch die Zahl der Christen in Syrien oder im Irak sei um bis zu 90 Prozent geschrumpft.
"Kirche in Not" fördert nach eigenen Angaben jedes Jahr rund 5.000 Projekte, die Christen helfen, "standzuhalten". Eines der größten Projekte in jüngster Zeit war demnach der Wiederaufbau der zerstörten Dörfer in der irakischen Ninive-Ebene. Diese seien seit Jahrhunderten hauptsächlich von Christen bewohnt und vom "IS" niedergewalzt worden.
"Jetzt sind viele Gebäude wieder in Stand gesetzt, rund die Hälfte der vertriebenen Christen konnte heimkehren", sagte Ripka. "Das sendet trotz aller Probleme ein wichtiges Signal: Die Christen sind gekommen, um zu bleiben."