"In dieses Irrenhaus kam Angela wie ein Lächeln der Morgenröte, wie ein Strahl des Sonnenlichtes. Inmitten des fürchterlichen Elends entstand hier eine Insel der Zärtlichkeit", schrieb eine im KZ Auschwitz inhaftierte jüdische Ärztin über das Wirken von Schwester Angela vom Heiligen Herzen Jesu. Die aus Westfalen stammende Nonne ist auch als "Engel von Auschwitz" bekannt. Sie starb vor 75 Jahren, am 23. Dezember 1944, an Herzversagen, als das KZ von Amerikanern bombardiert wurde.
Die Nonne hat erst im KZ Ravensbrück, dann im KZ Auschwitz ihren Mitgefangenen geholfen, wo sie nur konnte. In den vier Jahren, die sie in den beiden Konzentrationslagern verbrachte, hat sie die Zielsetzung ihres Ordens in die Tat umgesetzt: der Hilfe von Menschen in der Gefangenschaft. Daran ist sie auch letztlich gestorben.
Sinn ihres Lebens
Ursprünglich stammte Maria Cäcilia Autsch aus dem westfälischen Röllecken, wo sie am 26. März 1900 geboren wurde. Als eines von sieben Kindern lernte sie die Armut am eigenen Leib kennen. Um ihren Beitrag zum Familienunterhalt zu leisten, nahm sie erst eine Stelle als Kindermädchen an und wechselte später auf eine Stelle als Verkäuferin in einem Modegeschäft. Doch sah sie darin nicht den Sinn ihres Lebens. Vielmehr entschied sie sich für ein geistliches Leben.
Auf Grund ihrer Mitarbeit in der Trinitarischen Laienbewegung trat sie im September 1933 in das damals einzige deutschsprachige Kloster der Kongregation in Mötz (Tirol) ein. Fünf Jahre später legte sie die ewige Profess ab: Aus Maria Cäcilia Autsch wurde Schwester Angela vom Heiligen Herzen Jesu.
"Der Hitler ist eine Plage für ganz Europa"
1938 war ein Schicksalsjahr für Österreich, auch das Leben der Schwester wurde dadurch maßgeblich beeinflusst. Die Nationalsozialisten ergriffen die Macht in Österreich. Sie versuchten, das Kloster in Mötz zu beschlagnahmen. Schwester Angela setzte sich zur Wehr und blieb erfolgreich.
"Der Hitler ist eine Plage für ganz Europa", so machte sie aus ihrer Meinung über die neuen Zeiten ihrem Herzen Luft. Weitere Bemerkungen ihrerseits ließen die Gestapo vermuten, dass Schwester Angela die verbotenen Feindsender hörte. Das brachte sie wegen "Führerbeleidigung und Wehrkraftzersetzung" im August 1940 in das KZ Ravensbrück. Mit der Häftlingsnummer 4651 trug sie den roten Winkel der politischen Gefangenen. Bereits dort versuchte sie den Menschen selbstlos zu helfen. 1942 kam sie dann ins KZ Auschwitz. Insgesamt 67 Briefe aus der Gefangenschaft sind erhalten, in denen Schwester Angela zumeist verschlüsselt über ihren Alltag berichtete.
Essen, warmes Wasser und Seife
Sie wurde dem Lazarett zugewiesen, das den Nazis vorbehalten war, und sollte sich um die Wäschekammer und die Verteilung der Essensrationen kümmern. Zum Segen für ihre Mithäftlinge - denn sie gab ihnen Essen, warmes Wasser und Seife zum Waschen und versteckte erkrankte Mithäftlinge in der Wäschekammer, damit sie sich erholen konnten. Den Ehrentitel "Engel von Auschwitz" hat sie unter Einsatz ihres Lebens verdient.
Nach ihrem Tod vor Heiligabend 1944 wurde ihre Leiche direkt im Krematorium des Lagers verbrannt. Im März 1990 eröffnete der damalige Erzbischof von Wien, Kardinal Hans Hermann Groer, den Seligsprechungsprozess für Schwester Angela. 1992 wurden die Unterlagen nach Rom geschickt, Papst Franziskus hat ihr im Mai 2018 den heroischen Tugendgrad zuerkannt.