Unter den Empfängern waren demnach neben den Päpsten rund 60 Kardinäle und Erzbischöfe sowie Kirchenverantwortliche, die Missbrauchsvorwürfe gegen McCarrick untersuchen sollten. Der frühere Erzbischof von Washington wird beschuldigt, zwischen 1970 und 1990 zahlreiche Priesteramtskandidaten und mindestens zwei Minderjährige sexuell missbraucht zu haben.
McCarrick habe seit 2001 über ein Sonderkonto der Erzdiözese verfügt, auf dem an ihn persönlich gerichtete Spenden gesammelt worden seien, heißt es. In 17 Jahren seien dort rund sechs Millionen US-Dollar eingegangen. Ein Großteil des Geldes sei an katholische Wohlfahrtsorganisationen in den USA und in Rom gegangen.
Geld für päpstliche Wohltätigkeitsorganisationen?
Den Angaben zufolge erhielt Papst Johannes Paul II. von diesem Konto 90.000 US-Dollar, Benedikt XVI. 291.000 US-Dollar. Der Bericht weist darauf hin, dass das Geld für päpstliche Wohltätigkeitsorganisationen bestimmt gewesen sein könnte. Zitiert wird ein Sprecher von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, demzufolge Geldgeschenke als Zeichen der Wertschätzung für den Dienst der Kirche und des Papstes etwa in der Weihnachtszeit üblich und die Überweisungen von McCarrick für wohltätige Zwecke bestimmt gewesen seien.
McCarrick war im Jahr 2018 des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und der Unzucht mit jungen Männern beschuldigt worden. Im Juni 2018 suspendierte der Vatikan ihn wegen eines Übergriffs auf einen Messdiener im Jahr 1971. Zugleich musste sich McCarrick vor der Römischen Glaubenskongregation verantworten.
Am 28. Juli 2018 nahm Franziskus seinen Rücktritt als Mitglied des Kardinalskollegiums an. Am 11. Februar 2019 sah es die Glaubenskongregation als erwiesen an, dass sich McCarrick im Sinne der Vorwürfe schuldig gemacht habe. Am 16. Februar wurde er aus dem Klerikerstand entlassen. Seither lebt er unter strengen Auflagen in einem Kapuzinerkloster in Victoria/Kansas.