"Die dort formulierten Übereinstimmungen entsprechen noch nicht unbedingt der Wirklichkeit der kirchlichen Praxis", sagte der Ökumene-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz am Mittwochabend in Erfurt.
Unterschiedliche Auffassungen
Er sehe die Gefahr, so Feige, dass die "durchaus kenntnisreiche und hoch intelligente" Studie gerade mit Blick auf den bevorstehenden 3. Ökumenischen Kirchentag 2021 eine Eigendynamik entwickele und "dann ein Druck im Kessel entsteht, der in der kurzen Zeit nicht theologisch aufgearbeitet werden kann". Gemeinsam mit Theologen diskutierte er vor knapp 150 Zuhörenden das im September veröffentlichte "Votum" des deutschen Ökumenischen Arbeitskreises (ÖAK) mit dem Titel "Gemeinsam am Tisch des Herrn".
Das Dokument spricht sich für eine eucharistische Gastfreundschaft aus und hält eine "wechselseitige Teilnahme an den Feiern von Abendmahl/Eucharistie in Achtung der je anderen liturgischen Traditionen (...) für theologisch begründet". Bislang gibt es in den Kirchen dazu unterschiedliche Auffassungen. Laut Feige wird sich die Deutsche Bischofskonferenz voraussichtlich auf ihrer Frühjahrsvollversammlung näher damit beschäftigen.
Sich zu unterschiedlichen Liturgieformen einladen lassen
Die Münsteraner Theologin und katholische wissenschaftliche Leiterin des ÖAK, Dorothea Sattler, erläuterte, die Studie bündle die Erkenntnisse der bisherigen ökumenischen Dialoge. Dabei plädiere das Votum "ganz bewusst für eine Teilhabe an den Formen, die andere kirchliche Traditionen seit Jahrhunderten leben," und nicht etwa für eine neue Gestalt der Liturgie. "Es geht darum, sich einladen zu lassen zu unterschiedlichen liturgischen Feierformen", so Sattler. Neben einer kirchenamtlichen Rezeption wünsche sich der ÖAK, dass das Votum auch innerkonfessionell eine höhere Sensibilität für ökumenische Fragen befördere.
Die Präsidentin der Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen in Europa, Miriam Rose, erklärte: "Dass das Votum für eine Anerkennung der evangelischen Ämter plädiert, ist ein sehr starker, großer Schritt." Überdies sei die Feststellung beachtlich, "dass das, was in den Gemeinden stattfindet und Christen dort leben, Ausdruck des Heiligen Geistes ist und Theologie dies reflektieren muss." Die Jenaer Theologin konstatierte: "Ich denke, das ist die Zukunft des ökumenischen Dialogs."