Der italienische Historiker Gianni La Bella hat ein viel beachtetes Buch über die Geschichte des Jesuitenordens veröffentlicht. In dem Werk „Die Jesuiten vom Zweiten Vatikanum zu Papst Franziskus“, das am Dienstagabend in Madrid vorgestellt wurde, berichtet der Autor auch über einen angeblichen Übernahmeversuch durch den Vatikan.
So soll der damalige Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone 2006/07 versucht haben, den damaligen Erzbischof von Buenos Aires und Jesuiten Kardinal Jorge Mario Bergoglio als Apostolischen Delegaten im Auftrag von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) einzusetzen. Der Papst habe keine Einwände gegen eine solche Intervention gehabt, heißt es in dem Buch. Doch der Erzbischof und heutige Papst Franziskus habe das kategorisch abgelehnt.
Schließlich habe der damals kurz vor dem Rücktritt stehende Jesuiten-Generalobere Peter-Hans Kolvenbach (1983-2008) Benedikt XVI. von den Plänen abbringen können, so schildert La Bella. Der Papst nahm Kolvenbachs Rücktritt an, und die Jesuiten wählten 2008 den Spanier Adolfo Nicolas (2008-2016) an die Spitze des Ordens.
Auch Johannes Paul II. hatte die Leitung übernommen
In den 80er Jahren hatte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) vorübergehend persönlich die Leitung des Ordens übernommen. Als Jesuitengeneral Pedro Arrupe 1981 wegen eines Schlaganfalls arbeitsunfähig wurde, setzte das polnische Kirchenoberhaupt einen „persönlichen Delegaten“ ein und stürzte den Orden in eine schwere Krise; diese endete erst 1983 mit der Wahl Kolvenbachs zum General.
Gemäß der Ordenssatzung amtieren die Jesuitengenerale eigentlich lebenslang. Zuletzt wurde diese Tradition jedoch bei Arrupe, Kolvenbach und Nicolas dreimal in Folge unterbrochen.