Es begann am 21. September 1953. Für Jorge Mario Bergoglio kein Tag wie jeder andere. Er sollte seine Zukunft entscheiden. Jorge wollte mit seinen Freunden in Buenos Aires den "Tag des Studenten" feiern. Doch zunächst begann er den Tag mit einem Besuch in der Kirche San Jose. Dort traf er auf einen Priester, den er nie zuvor gesehen hatte - eine Begegnung, die sein Leben veränderte und an die er sich noch Jahre später erinnert.
Pater Duarte beeindruckte den fast 17-Jährigen mit der tiefen Spiritualität, die er ausstrahlte. So entschloss sich Jorge, bei ihm zu beichten. Dieses Beichtgespräch unterschied sich von allen anderen. Es habe ihm seine geistliche Berufung zu erkennen gegeben, berichtete Bergoglio später.
Beichte änderte das Leben
"In dieser Beichte ist mir etwas Seltsames passiert. Ich weiß nicht, was es war, aber es hat mein Leben verändert", erinnerte er sich mehr als ein halbes Jahrhundert danach. "Es war die Überraschung, das maßlose Erstaunen über eine wirkliche Begegnung. Ich merkte, dass ich erwartet wurde", erzählt er in dem Interviewband "Papst Franziskus - Mein Leben, mein Weg."
Das geplante Treffen mit den Freunden, die Feier zum Studententag, all das zählte nicht mehr für Bergoglio. Stattdessen kehrte er nach Hause zurück mit dem Ziel, Priester zu werden. Bergoglio beendet die Schule und eine Ausbildung zum Chemietechniker und tritt 1958 in den Jesuitenorden ein.
Priesterweihe in Buenos Aires
Am 13. Dezember 1969, kurz vor seinem 33. Geburtstag und 16 Jahre nach seinem Berufungserlebnis, wird Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires geweiht. Priester zu sein bedeutet für ihn von Beginn an, nah bei Gott und nah bei den Menschen zu sein. Auch viel später, als Erzbischof von Buenos Aires, geht er wie ein einfacher Straßenpriester regelmäßig in die Armenviertel.
Es ist wieder ein 13. des Monats, der sein Leben ein weites Mal verändert: Am 13. März 2013 wird Kardinal Bergoglio mit 76 Jahren zum 265. Nachfolger des heiligen Petrus gewählt. An seinem Blick aufs Priesteramt ändert das nichts. Er lebt es auch als Papst Franziskus: An die Ränder zu gehen, rät er den Christen - und tut es selbst. 2019, im Jahr seines 50. Priesterjubiläums, besuchte er etwa als erstes katholisches Kirchenoberhaupt die Arabische Halbinsel.
"Wir Kleriker sind in Gefahr, der Versuchung zu erliegen, Verwalter und nicht Hirten zu sein", sagte er schon als Kardinal. Ganz ähnlich klingt eine Predigt von Papst Franziskus zu einer Priesterweihe 2019: "Habt immer das Beispiel des Guten Hirten vor Augen, der nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und das zu suchen und zu retten, was verloren war", gibt er den Neupriestern mit auf den Weg. Ebenso betont er die Bedeutung der Beichte und steht auch als Papst hin und wieder als Beichtvater zur Verfügung.
Papst und Priester
Franziskus ist Papst, aber vor allem ist er Priester. An all seine "Mitbrüder im Priesteramt" richtete er in diesem Sommer einen ausführlichen Brief, in dem er unter dem Stichwort "Schmerz" auch auf die Missbrauchskrise in der Kirche eingeht: "In jüngster Zeit konnten wir den oft stillen oder zum Schweigen gebrachten Schrei unserer Brüder und Schwestern deutlicher vernehmen, die Opfer von Macht-, Gewissens- oder sexuellem Missbrauch durch geweihte Amtsträger wurden", heißt es dort.
Vor Machtmissbrauch und Klerikalismus warnt er auch an anderer Stelle immer wieder. Zugleich gibt Franziskus Hinweise, wie sich Krisen der Berufung überwinden lassen. So rät er in seinem Brief an die Priester, sich gerade in schwierigen Momenten an die Berufung zu erinnern und dankbar für sie zu sein.
Sein eigenes Erlebnis scheint dem heutigen Papst noch sehr präsent, wie seine lebendigen Schilderungen zeigen. Wie der 82-Jährige sein Goldenes Priesterjubiläum begeht, dazu gibt es aus dem Vatikan keine Angaben. Vielleicht erinnert er sich jedoch an jenen 21. September, an dem sein Weg dorthin begann. Und sehr wahrscheinlich wird Franziskus darum bitten, für ihn zu beten - so wie er es auch schon als Priester immer tat.