Vatikan: Ehemalige Ordensfrauen landeten teils in Prostitution

"Völlig im Stich gelassen"

Der Vatikan hat mehr Hilfe für ehemalige Ordensfrauen zugesichert, die ihre Gemeinschaften verlassen haben oder von ihnen ausgeschlossen wurden. Sie werden oft in keiner Weise begleitet und erhalten keine weitere Unterstützung.

Ordensfrau betet den Rosenkranz / © Harald Oppitz (KNA)
Ordensfrau betet den Rosenkranz / © Harald Oppitz ( KNA )

In einigen Fällen seien Ex-Ordensfrauen sogar zu Prostituierten geworden, um sich wirtschaftlich über Wasser zu halten, sagte der für Ordensgemeinschaften zuständige Kurienkardinal Joao Braz de Aviz der Vatikan-Zeitschrift "Donne Chiesa Mondo" (Februarausgabe).

Oberinnen hätten Dokumente zurückgehalten

Papst Franziskus habe in Rom eine Anlaufstelle für solche Frauen geschaffen, die auf der Straße gelandet seien, vor allem Ausländerinnen. Das Projekt stehe allerdings noch "am Anfang". Üblicherweise gebe es Hilfen für Frauen, die ihren Konvent verließen, aber es fehle noch sehr viel, sagte der Kardinal. Manche seien "völlig im Stich gelassen". In dem Heim für gestrandete Ex-Ordensfrauen, das von Missionarinnen des Heiligen Karl Borromäus geleitet wird, habe er "sehr harte Fälle" kennengelernt. Teils hätten Oberinnen die Ausweisdokumente zurückgehalten, um Schwestern am Verlassen des Konvents zu hindern; teils seien die Frauen weggeschickt worden. Das Heim zeige "eine Welt von Verletzungen, aber auch von Hoffnung".

In einigen Fällen gehe es darum, überhaupt erst wieder Vertrauen aufzubauen, sagte Braz de Aviz. Oft würden die früheren Ordensschwestern in keiner Weise begleitet und erhielten kein Wort der Unterstützung. "All das muss sich entschieden ändern", so der Präfekt der Ordenskongregation.

Echter Gehorsam: mit Mut und Wahrheit

Als ein weiteres Problem nannte Braz de Aviz die Macht mancher Ordensoberinnen. In vielen Frauengemeinschaften herrsche Angst. Auch gebe es Mitglieder, "die dazu neigen, blind zu gehorchen, ohne zu sagen, was sie denken". Echter Gehorsam bedeute hingegen, sich "mit Mut und Wahrheit" zu äußern, um den Oberen eine bessere Basis für die Entscheidung zu geben, sagte der Kardinal.


Quelle:
KNA