DOMRADIO.DE: In weniger als einem Jahr haben Bischöfe und Laien etwas nie Dagewesenes auf die Beine gestellt, einen gleichberechtigten Reformprozess. Am heutigen Donnerstag beginnt in Frankfurt die erste Versammlung der Delegierten. Was erwarten Sie?
Marc Frings (Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken): Ich freue mich erst mal, dass es losgeht. Viele Monate haben wir diesen Prozess vorbereitet, gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz. Es ist ein neues Feld, dass wir auf Augenhöhe gemeinsam mit den Bischöfen in diesen Reformprozess starten. Ich freue mich, dass sich jetzt erstmalig alle 230 Delegierten an einem Ort versammeln. Das wird in Frankfurt der Fall sein. Es geht darum, sich zunächst einmal über den Begriff "Synodalität" zu verständigen. Es geht darum, dass wir auf Augenhöhe miteinander ins Gespräch kommen, dass wir die Themen analysieren und erst einmal eine Grundstimmung finden, die es uns ermöglicht, diesen zweijährigen Weg anzugehen.
DOMRADIO.DE: Die große Frage für viele Beobachter ist nun, welche konkreten Ergebnisse von diesem Prozess zu erwarten sind.
Frings: Das Erwartungs-Management ist ein ganz großes Thema. Es ist wichtig, dass es am Ende verbindliche Ideen gibt, Vorschläge und Beschlüsse. Es muss Voten geben, damit klar wird: Wir haben nicht nur verstanden, sondern es muss sich etwas tun. Es gibt die Studie, die 2018 vorgelegt wurde und drei zentrale Themen benennt. Ein viertes Thema kommt hinzu mit dem Thema Frauen, das für uns als ZdK wichtig ist. Deshalb haben wir uns für ein eigenständiges Forum zum Thema Frauen eingesetzt, neben den Foren zu Synodalität, Macht und priesterlicher Lebensführung. Nun muss in allen vier Foren ergebnisoffen diskutiert werden.
DOMRADIO.DE: Dabei wird der Synodale Weg von beiden Seiten kritisiert, von den Menschen, die sich Reformen erwarten, auch von der anderen Seite, die befürchtet, Deutschland bricht mit der Weltkirche. Wie gehen Sie mit diesem Konflikt um?
Frings: Wir lösen uns nicht, sondern wir sind Teil dieser Weltkirche. Dafür braucht es natürlich einen größeren Rahmen, eine Erzählung. Aber wir brauchen auch ganz konkrete Beschlüsse mit Vorschlägen, was hier in der deutschen Ortskirche möglich ist. Auf diesen beiden Ebenen müssen wir in den nächsten Jahren deutlich ins Gespräch kommen. Denn wir sehen, dass die Vertrauenskrise, das systemische Versagen der Kirche, dass das alles jetzt auch eine Handlungsanweisung braucht.
DOMRADIO.DE: Das Treffen in Frankfurt ist dabei der erste Schritt. Zwei Jahre dauert der Prozess. Was können wir denn von der ersten Synodalversammlung konkret erwarten?
Frings: Ich denke, zentral ist, dass wir erst einmal zusammenfinden. Denn wir gehen diesen Weg alle zum ersten Mal. Wir haben keine Vergleichs-Kulisse, denn es ist ja bewusst keine Synode, es ist kein Konzil. Es geht um etwas, was wir hier in Deutschland in sehr kurzer Zeit möglich gemacht haben. Erst im vergangenen März hatte die Bischofskonferenz erstmalig die Idee eines Synodalen Wegs in den Raum gestellt, dem wir als ZdK dann im November zugestimmt haben.
Diese Versammlung trifft sich jetzt gemeinschaftlich. Wir reden nicht über Fraktionen, die sich dort gegenübersitzen, sondern wir sitzen dort in alphabetischer Reihenfolge bunt durchmischt. Wir wollen gemeinsam einen Weg finden, um einen offenen Dialog möglich zu machen. Eine Diskussionskultur, die auf Augenhöhe passiert, die Respekt einfordert und in der es auch darum geht, sich selbst zu hinterfragen. Es geht darum, immer wieder zu verstehen, dass auch der andere, die andere, einen Punkt hat, der stimmen könnte, und die eigene Position damit hinterfragt wird.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.