Katholische Kirche kritisiert das "Malbuch" der AfD

"Das spaltet"

Das bei einer AfD-Veranstaltung verteilte "Malbuch" sorgt für Diskussion und Kritik. Pfarrer Antonius Hamers vom Katholischen Büro in Düsseldorf sieht in solchen Zeichnungen eine Gefährdung des respektvollen Umgangs in der Gesellschaft.

Ein von der AfD verteiltes "Malbuch" ruft den Staatsschutz auf den Plan / © Andreas Bischof (dpa)
Ein von der AfD verteiltes "Malbuch" ruft den Staatsschutz auf den Plan / © Andreas Bischof ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie stehen zwischen Kirche und Politik, haben Einblick in beide Seiten. Wie stehen Sie zu dem Buch?

Pfarrer Antonius Hamers (Leiter des katholischen Büros in Düsseldorf): Die kulturelle Vielfalt oder die kulturellen Unterschiede, die wir in unserem Land haben, sind natürlich eine Herausforderung - ohne jede Frage. Und alle, die daran teilnehmen und alle, die Verantwortung tragen, müssen gucken, dass wir in dieser kulturellen Vielfalt ein geordnetes und gutes Miteinander haben. Zunächst einmal sind natürlich die Grundvoraussetzungen, dass sich alle an Recht und Gesetz halten. Aber darüber hinaus müssen sie auch aufeinander Rücksicht nehmen. Das ist für uns als Gesellschaft eine große Herausforderung. Ich finde, dass solche Malbücher oder solche Zeichnungen nicht dazu beitragen, diesen gegenseitigen Respekt bei den kulturellen Unterschieden zu fördern. Sondern, das ist eher etwas, was spaltet.

DOMRADIO.DE: Würden Sie denn sagen, das Argument der AfD, sich auf die Kunst- und Satirefreiheit zurückzuziehen, zieht zumindest rechtlich?

Hamers: Ich finde, dass alle Parteien, die im Landtag sind, dafür Verantwortung tragen, dass wir als Gesellschaft mit den Unterschieden, die wir haben, gut und vernünftig zusammenarbeiten. Ob das jetzt Satire ist, das mag dahingestellt sein. Aber ich finde, dass so etwas nicht hilfreich ist und nicht vereinbar mit dem grundsätzlichen Auftrag, den politischen Verantwortungsträger in diesem Land haben.

DOMRADIO.DE: Es war klar, dass das sogenannte Malbuch Empörung hervorruft. Wie gehen Christen mit so kalkulierten Provokationen um? Spielen wir nicht ein bisschen das AfD-Spielchen mit, wenn wir uns darüber empören?

Hamers: Die Gefahr besteht natürlich. Zugleich müssen wir natürlich schon sagen, was wir davon halten. Ich glaube, dass wir als Christen und als Kirche eine ganz wichtige Rolle dabei spielen, etwas für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu tun. Wir müssen selbstverständlich unsere eigenen Traditionen selbstbewusst und gut leben und auch deutlich machen, dass das unser Beitrag zur Gesellschaft ist. Zugleich müssen wir aber eben auch dafür werben, dass es Unterschiede in unserer Gesellschaft gibt und, dass Toleranz gefordert ist. Ich glaube, wenn dieses Zusammenleben gestört ist, dann müssen wir da schon unsere Stimme erheben. Man muss sich natürlich nicht auf jede Empörungswelle draufschmeißen. Aber man muss schon deutlich sagen, wo Grenzen überschritten sind.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Antonius Hamers / © Nicole Cronauge (Katholisches Büro NRW)

Staatsschutz ermittelt wegen "Malbuch" bei einer AfD-Veranstaltung / © Andreas Bischof (dpa)
Staatsschutz ermittelt wegen "Malbuch" bei einer AfD-Veranstaltung / © Andreas Bischof ( dpa )

Staatsschutz ermittelt wegen "Malbuch" bei AfD-Veranstaltung / © Andreas Bischof (dpa)
Staatsschutz ermittelt wegen "Malbuch" bei AfD-Veranstaltung / © Andreas Bischof ( dpa )
Quelle:
DR