"Dieser von den Worten des Heiligen Vaters ermutigte Weg ist für die ganze Kirche nicht nur eine christliche Pflicht, sondern auch eine dringende Aufforderung, in jedem Mitgliedsland der Europäischen Union neue, dem Evangelium entsprechende Ressourcen der Aufnahme und Gastfreundschaft zu wecken", heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben. Dazu sollten die einzelnen Bischofskonferenzen in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Regierungen ein Projekt für einen humanitären Korridor aus Lesbos und den anderen Erstauffanglagern in Griechenland vereinbaren.
Unterzeichnet haben den Brief die Kurienkardinäle Konrad Krajewski und Michael Czerny sowie der Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE), Kardinal Jean-Claude Hollerich. Krajewski fungiert als Päpstlicher Almosenmeister, Czerny ist Untersekretär des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen.
Schreiben betont besonderen Stellenwert der Flüchtlingshilfe
In dem Schreiben, das vom 28. Januar datiert und den Vatikan als Absendeort trägt, betonen die Verfasser den besonderen Stellenwert der Flüchtlingshilfe im Pontifikat von Papst Franziskus. So hatte der Papst bei seinem Angelusgebet vom 6. September 2015 an Pfarreien, Ordensgemeinschaften, Klöster und Wallfahrtsorte in ganz Europa appelliert, jeweils mindestens eine Flüchtlingsfamilie aufzunehmen und so das Evangelium konkret zum Ausdruck zu bringen. Der Brief erinnert zudem an Franziskus' Reise nach Lesbos im April 2016. Damals hatte der Papst auf der Rückreise eine Gruppe von 21 Flüchtlingen mitfliegen lassen, die vom Heiligen Stuhl aufgenommen wurden.
"Die in einigen Ländern bereits gemachten Erfahrungen haben gezeigt, dass die Chancen auf eine gute Aufnahme besser sind als gedacht", schreiben die Autoren des Briefs. "Tatsächlich wurden viele Minderjährige in Familien aufgenommen. Erwachsene und Familien wiederum wurden von Ordensgemeinschaften, Pfarreien und Familien, die sich dazu bereiterklärt hatten, gut aufgenommen."