Stattdessen sei sie eine "Privilegierung der Religionslosen", schreibt Tück in einem Gastbeitrag für die österreichische Zeitung "Die Presse" (Mittwoch). Auf der anderen Seite greife aber auch jene Position zu kurz, die das Kreuz nur als "Kultur- und Geschichtssymbol" und Identitätsmarker begreife, so der deutsche Theologe, der an der Wiener Universität Dogmatik und Dogmengeschichte lehrt.
"Esoterische Ersatzsymbole"
Tück bezweifelt, dass sich Anders- oder Nichtgläubige notwendigerweise durch Kreuze diskriminiert fühlen müssten. Das sei nicht erwiesen. Zudem bleibe eine "Leerstelle", die es zu füllen gelte - im Fall des Wiener Krankenhauses Nord etwa durch große Aufkleber mit einem Birkenwald, wie der ORF berichtete.
Er habe seine Zweifel, so Tück, ob durch solche "esoterischen Ersatzsymbole, die keine Tradition haben und kaum zu denken geben", tatsächlich die Sinngehalte aufgefangen würden, die das Kreuz auch für Menschen bereithalte, die keiner Religion angehören.
Mehr als ein kulturelles Zeichen
Kritisch äußerte sich der Theologe auch über jene, die das Kreuz im Gegenzug als "Sinngaranten der österreichischen Kultur" und als Wertressource für die Zukunft verteidigten. Das Kreuz sei mehr als ein kulturelles Zeichen, sondern diene gerade in Krankenhäusern als gedanklicher "Anstoß", so Tück.
Das Kreuz mache die Realität des Todes sichtbar, die ansonsten lieber verdrängt werde. Indem es die Leidensgeschichte des gekreuzigten Jesus in den Mittelpunkt rücke, könne es als "Zeichen des Lebens" und der Hoffnung auf Rettung gerade auch in Grenzsituationen verstanden werden.