"Legionäre Christi" wollen Kampf gegen Missbrauch verstärken

"Schützen und Heilen"

Die Ordensgemeinschaft "Legionäre Christi" hat ein entschiedeneres Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch in den eigenen Reihen angekündigt. Dazu veröffentlichte das Generalkapitel ein Grundsatzdokument mit dem Titel "Schützen und Heilen".

Ein Kreuz auf einer Bibel / © Tetyana Afanasyeva (shutterstock)
Ein Kreuz auf einer Bibel / © Tetyana Afanasyeva ( shutterstock )

Zudem verabschiedete die seit Januar tagende Versammlung aus Ordensleitung und Delegierten in Rom eine Erklärung mit der Überschrift "Umkehr und Wiedergutmachung".

Die Legionäre Christi mit ihrem neuen Generaloberen John Connor verpflichten sich demnach, die Aufklärung sämtlicher Missbrauchsfälle "energisch fortsetzen", die seit 1941 dokumentiert worden seien. Wer sich der Vertuschung oder grober Fahrlässigkeit im Umgang mit diesen Fällen schuldig gemacht habe, könne in der Kongregation kein Amt mehr bekleiden.

Bei jeder einzelnen Tat müssten die zuständigen kirchlichen und staatlichen Behörden informiert werden, "um die Betroffenen zu erreichen und Gerechtigkeit wiederherzustellen".

"Kommunikative und transparente Vorgehensweise"

Die Gemeinschaft verspricht darüber hinaus "eine kommunikative und transparente Vorgehensweise" bei ihrer Aufklärungsarbeit. So würden nun auch die Namen der wegen sexuellen Missbrauchs Verurteilten mitgeteilt. Man werde sich dafür einsetzen, dass die Täter aus dem Priesteramt ausgeschlossen werden, so der Generalobere Connor.

Connor betonte, der Orden wolle nach einem Erneuerungsprozess in den vergangenen Jahren die Verantwortung für die aus der eigenen Geschichte resultierenden Folgen übernehmen. Mit der Erklärung "Umkehr und Wiedergutmachung" wende man sich in erster Linie an die Betroffenen und ihre Familien, und zwar mit ausdrücklicher Bitte um Vergebung. Der Prozess der Versöhnung werde aber noch viele Jahre dauern, so der Ordensleiter.

Bereits Ende 2019 hatten die Legionäre einen Report veröffentlicht, demzufolge 33 Priester der Gemeinschaft seit 1941 mindestens 175 Minderjährige sexuell missbraucht hatten. Ein früherer Priester der Gemeinschaft, Christian Borgogno, kritisierte die Angaben laut Medienberichten als Versuch, die Schuld auf wenige zu konzentrieren und den Rest des Ordens weißzuwaschen.

Gemeinschaft hat sich von Gründer distanziert

Die Legionäre zählen nach eigenen Angaben derzeit rund 1.540 Mitglieder in 21 Ländern. Das jüngste Generalkapitel fand 2014 statt; vorausgegangen waren eine schwere Krise des Ordens und ein mehrjähriger Erneuerungsprozess.

Nach dem Bekanntwerden moralischer Verfehlungen des Ordensgründers Marcial Maciel Degollado (1920-2008) und angesichts von Mängeln in den inneren Leitungsstrukturen hatte Papst Benedikt XVI. 2010 durchgreifende Reformen angeordnet. Die Gemeinschaft hat sich inzwischen von ihrem Gründer distanziert.


Die "Legionäre Christi": katholischer Orden (lc)
Die "Legionäre Christi": katholischer Orden / ( lc )

Legionäre Christi / © Wolfgang Radtke (KNA)
Legionäre Christi / © Wolfgang Radtke ( KNA )
Quelle:
KNA