Gottesdienstverbote machen auch erfinderisch

Videoimpulse zum Evangelium

"Was für eine Zeit!": Damit beginnt Immanuel Renz sein Video, das er auf Instagram gepostet hat. Er und einige Freunde beschäftigen sich in der Coronakrise mit dem tagesaktuellen Evangelium. In der Kommentarfunktion kann jeder mitwirken.

Jesus auf Instagram / © A-photographyy (shutterstock)

DOMRADIO.DE: "Was für eine Zeit", wie Sie es in Ihrem Video schon sagen. Vielleicht können Sie kurz erklären, was Sie in der ersten Botschaft sagen? Denn die Zeit, da sind Sie sich sicher, die kann man gut nutzen.

Immanuel Renz (Diakon, angehender Priester): Als sich am letzten Wochenende herauskristallisiert hatte, dass wir in den nächsten Wochen auf die Heilige Messe verzichten müssen, hatten einige meiner Freunde und ich die Idee, dass wir uns irgendwie anders mit Christus beschäftigen. Wir hatten gerade den Hirtenbrief unseres Erzbischofs im Kopf, der darüber gesprochen hatte, die Freude am Evangelium wiederzugewinnen. Und so haben wir beschlossen, dass wir uns jeden Tag irgendwie intensiver mit dem Tagesevangelium auseinandersetzen wollen.

DOMRADIO.DE: Inwiefern?

Renz: Da alle auf Instagram aktiv sind, dachten wir, es wäre doch eine schöne Aktion, wenn jeden Tag einer von uns einen kleinen Post macht, also einen kleinen Impuls auf Instagram. Das ist ein zweiminütiges Video mit einem Einstieg oder einer Annäherung an das Tagesevangelium. Und dann laden wir alle Leute ein, in die Kommentare zu schreiben, was sie an diesem Evangelium angesprochen hat, was Gott ihnen sagen möchte.

DOMRADIO.DE: Was kommt da von den Usern?

Renz: Es ziemlich interessant. Einige Leute beziehen das Tagesevangelium sehr direkt und sehr tiefgründig auf ihr eigenes Leben. Was Gott ihnen in dieser Zeit sagen möchte, was sie für Erfahrungen machen, worunter sie leiden, was ihnen Hoffnung gibt. Das sind wirklich sehr spannende Kommentare.

DOMRADIO.DE: Wie sind die Videos aufgebaut? Versteht die jeder oder muss man von Anfang an dabei gewesen sein bei der Aktion?

Renz: Nein, das ist kein Problem, die Videos sind wirklich jedes Mal neu. Wir sind nicht nur Theologen, wir sind eine bunt gemischte Gruppe aus Priester, Diakon, Seminarist, Ehepaar, Gemeindeassistentin. Und unsere Idee ist, dass jeder ein bisschen "sein Eigenes" mit einbringt. Die Videos unterscheiden sich komplett voneinander. Das einzig Gemeinsame ist, dass wir dazu einladen, sich mit dem Evangelium auseinanderzusetzen. Da muss man nichts wissen, da muss man nicht die Evangelien davor gekannt haben. Es reicht einfach der Wille, die Evangelien auf sein Leben zu beziehen.

DOMRADIO.DE: Kirche digital und schnell an den Menschen zu bringen, ist ja auch keine einfache Aufgabe. Worauf achten Sie und Ihre Freunde bei den Videos, damit das auch wirklich gut bei jedem ankommt?

Renz: Das Wichtigste ist, gut vernetzt zu sein. Wir hatten die Aktion gestartet und dachten, wir probieren das einfach mal aus. Wir machen es auch für uns, weil wir uns mit dem Tagesevangelium auseinandersetzen möchten. Und es hat sich ziemlich schnell gezeigt, dass da ein großes Interesse daran ist, dass viele Leute uns angeschrieben haben, auch gefragt haben, ob sie mitmachen können, ob sie einsteigen können.

Das war für mich ein ganz interessanter Impuls, die sozialen Medien auch für mehr zu benutzen, als nur über mein Leben zu berichten oder sonst irgendwas, sondern zu benutzen, um Leute zu erreichen. Und ich denke gerade jetzt, wo wir unsere sozialen Kontakte einschränken müssen - vielleicht wird es ja auch noch mehr werden - ist Social Media eine super Gelegenheit, um sich trotzdem weiter über den Glauben auszutauschen.

Das Interview führte Michelle Olion.


Imanuel Renz' Instagramprofil / © screenshot (DR)
Imanuel Renz' Instagramprofil / © screenshot ( DR )
Quelle:
DR
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