"Wir sitzen am Pulverfass", umschreibt Schwester Ursula Hertewich die Lage. Die Corona-Pandemie stellt die Arenberger Dominikanerinnen in Koblenz vor ungeahnte Herausforderungen. Im Konvent leben rund 45 Schwestern um die 80 Jahre, die somit zur Risikogruppe zählen. Gleichzeitig steht das Kloster im Austausch mit der Außenwelt, betreibt ein Gästehaus mit Klosterladen, Bildungsangeboten und Cafe und beschäftigt rund 100 Mitarbeiter, die ein und aus gehen.
Die Dominikanerinnen versuchen sich an einem Spagat: Die Gemeinschaft soll so gut wie möglich vor dem Virus geschützt und zugleich sollen die Mitarbeiter weiter beschäftigt werden. "Wir müssen uns gerade komplett neu erfinden", sagt Schwester Ursula. Flexibilität sei gefragt. Das Gästehaus ist geschlossen. Anstatt an ihrem gewohnten Arbeitsplatz seien viele Mitarbeiter nun im Klostergarten tätig, beteiligen sich am Frühjahrsputz oder in der Küche. Einige hätten aus der Not eine Tugend gemacht, Nähmaschinen organisiert und nähten nun Mundschutz-Masken für ein Altenheim des Klosters.
Umgang mit neuer Situation
Auch der Konvent stellt sich der neuen Situation: Unter sich können die Schwestern weiter Gottesdienste feiern, beten täglich für Corona-Patienten, Pflegende und Ärzte. Ansonsten gingen die Schwestern recht entspannt mit der Situation um, sagt Schwester Ursula. Die Älteren hätten Krieg und Nachkriegszeit erlebt. Da sei man so leicht nicht zu schockieren.
Dennoch hat die Gemeinschaft auch mit ganz praktischen Problemen zu kämpfen: Wie erklärt man einer 94-Jährigen dementen Schwester, dass sie unter Quarantäne steht und ihr Zimmer nicht verlassen darf? Sie hatte Kontakt mit einer positiv auf Covid-19 getesteten Mitarbeiterin und soll nun isoliert bleiben. "Wir tun alles Mögliche, aber manche Dinge können wir nicht gestalten", sagt Schwester Ursula. "Da bleibt nur hoffen und beten, dass alles gut geht."
Spuren der Krise
30 Kilometer westlich in der Eifel liegt die bekannte Benediktinerabtei Maria Laach. Auch dort hinterlässt die Corona-Krise Spuren: Zum Kloster gehören 14 mittelständische Betriebe mit 250 Angestellten, von denen derzeit viele geschlossen sind. Maria Laach sei "gespenstisch leer", heißt es. Dazu der Hinweis: "Wir wollen niemanden gefährden und halten uns an die allgemeinen Vorschriften." Denn jedes Kloster entscheidet selbst, wie es mit der aktuellen Situation umgeht. Ansonsten nimmt das Leben der Mönche weitgehend seinen normalen Gang, der Kontakt zur Welt außerhalb des Konvents ist aber quasi eingestellt, Gästen der Besuch von Gottesdiensten verboten.
Ebenfalls im Corona-Modus: die Benediktinerabtei Münsterschwarzach in Bayern. Die zugehörige Schule ist geschlossen, Touristen und Gäste sind abgereist. Die Kirche ist wie in Maria Laach weiter zum Beten geöffnet. "Die Mönche zeigen sich kreativ", sagt Pressesprecherin Julia Martin. So sei binnen weniger Tage ein Livestream der Gottesdienste eingerichtet worden, die täglich auf YouTube übertragen werden. "So können wir auch Menschen erreichen, die nicht hier leben oder zu Gast sind, aber trotzdem eng mit der Abtei verbunden sind", erklärt Martin. Das Gymnasium der Abtei ist so gut wie verwaist und bietet lediglich wie viele andere Schulen auch eine Notbetreuung an.
Tipps zur Corona Krise von Pater Anselm Grün
Münsterschwarzach liegt rund 23 Kilometer östlich von Würzburg, wo besonders viele Corona-Infektionen registriert wurden. Grund genug für die Abteileitung, besondere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen: Das Gästehaus bleibt mindestens bis Mitte April geschlossen, einige Klosterbetriebe wie der Fair-Handel und die Buchhandlung haben auf Online-Handel umgestellt. Als Missions-Benediktiner sind die Brüder normalerweise viel unterwegs - nun aber eingeschränkt.
So kann etwa der bekannteste Ordensmann der Abtei, Pater Anselm Grün, seine Vorträge aktuell nicht halten. Gerade hat er ein Buch mit Tipps zur Corona-Krise veröffentlicht. Er scheint die Einschränkungen entspannt zu nehmen. Endlich habe er Zeit zu lesen. Und einige Bücher habe er auch noch zu schreiben. Seine Empfehlungen? Rückzugsorte schaffen, die eigenen Emotionen bewusst wahrnehmen und Kontakte digital oder telefonisch pflegen.