Die Rettung von Menschenleben müsse stets der "leitende Gesichtspunkt" sein, sagte Bedford-Strohm der "Rheinischen Post" (Dienstag). Dies gehe auch für die Kirchen vor. "Aus christlicher Nächstenliebe werden wir alles tun, was dazu beiträgt, das Virus einzudämmen und dennoch miteinander Ostern feiern zu können: Ob über Fernsehgottesdienste, Livestreams oder Telefonandachten, die Osterbotschaft lässt sich nicht aufhalten."
Die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus sehe er als Herausforderung für die Demokratie. "Seit Ausbruch der Corona-Krise ist unsere demokratische Gesellschaft herausgefordert wie selten zuvor", sagte Bedford-Strohm. Jeden Tag stünden Politiker vor der Aufgabe, mit Augenmaß neu abzuwägen zwischen notwendigen temporären Einschnitten bei den Freiheitsrechten und der Belastbarkeit des Gesundheitssystems. Beides müsse sorgsam ausbalanciert werden.
"Online-Gottesdienste sind kein wirklicher Ersatz"
In derselben Zeitung kam dagegen Kritik vom Staatsrechtler Horst Dreier. "Die Gottesdienste überall pauschal zu verbieten, halte ich für sehr problematisch." Gerade in der Corona-Krise sehnten sich viele Menschen nach seelischer Erbauung und geistlichem Zuspruch, daher habe ihn das Verbot schockiert. "Zum ersten Mal seit Menschengedenken wird es keine Ostergottesdienste geben."
Er frage sich, warum Gottesdienste nicht wie Plenarsitzungen oder Pressekonferenzen organisiert werden könnten. "So voll sind unsere Gotteshäuser ja in der Regel nun auch wieder nicht." Dreier schlug vor, die Kapazitäten in den Kirchen zu begrenzen, Abstandsregeln einzuführen und die Kirchen zu ermuntern, mehrere Gottesdienste am Tag abzuhalten. "Online-Gottesdienste sind kein wirklicher Ersatz."