Irritierend seien sie deshalb, weil Widmann-Mauz (CDU) wegen einer geplanten Videokonferenz zum Ramadan weder auf ihn noch auf andere muslimische Vertreter zugegangen sei, sagte der Sprecher des Koordinationsrates, Burhan Kesici, in Berlin.
Mitte März Kontaktverbot eingeführt
Zudem sei sie "offensichtlich nicht über die zahlreichen Maßnahmen der muslimischen Gemeinschaften informiert". Diese hätten bereits am 14. März ein Kontaktverbot eingeführt.
Widmann-Mauz hatte die Muslime in Deutschland aufgefordert, sich an das in der Corona-Krise herrschende Kontaktverbot zu halten. In Berlin hatten sich am Freitag nach Angaben der Polizei etwa 300 Menschen vor einer Moschee zum gemeinsamen Gebet versammelt, ohne die Abstandsregeln einzuhalten.
Sie sehe die muslimischen Gemeinden und Verbände in der Pflicht, in ihren Gemeinden "klar und deutlich auf die derzeit notwendigen Beschränkungen hinzuweisen", hatte sie gegenüber der "Welt" (Montag) erklärt: "Gesundheit geht vor, da darf es aktuell auch für gemeinsame Gebete vor Ort keine Ausnahmen geben". Sie hatte zugleich ein Gespräch mit Migrantenorganisationen für den Dienstagabend angekündigt.
Auf Twitter ergänzte Widmann-Mauz am Dienstag mit Blick auf das Kontaktverbot: "Selbstverständlich gilt das für alle Religionen. Ob Ostern, Pessach oder Ramadan: Ich verstehe gerade jetzt den Wunsch nach dem gemeinsamen Gebet und Gemeinschaft. Trotzdem sollten wir aktuell zum Wohle aller darauf verzichten, denn Gesundheit geht vor."
Keine Freitagsgebete mehr
Kesici erklärte am Dienstag weiter, seit fast einem Monat fänden keine Freitagsgebete mehr statt. Aktivitäten in den Moscheen seien eingestellt worden. Stattdessen würden am Freitag Predigten online gestellt oder über Youtube-Kanäle religiöse Vorträge geschaltet. Auch für den Ramadan liefen entsprechende Vorbereitungen auf Hochtouren.
Der muslimische Fastenmonat Ramadan beginnt in diesem Jahr am 23. April. Der Zentralrat der Muslime hatte am Montag die Einhaltung der Kontaktbeschränkungen in Deutschland zugesagt.