Zusammen backen, Eier bemalen, den Schokohasen suchen - Kinder haben oft am meisten Spaß an Osterbräuchen. Umso härter trifft es viele Großeltern, Tanten und Onkel, dass sie ihre Enkel, Nichten und Neffen in Corona-Zeiten nicht sehen und die Freude nicht unmittelbar mitbekommen werden.
Verwandte, die getrennt wohnen, sollten Ostern auch getrennt feiern, erklärten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Bundesländer vergangene Woche. "Eine Pandemie kennt keine Feiertage", so die Kanzlerin.
Digitale Medien nutzen
Ostern ganz ohne Familie muss dennoch nicht sein, findet die Kölner Professorin für Sozialwesen, Heike Wiemert. Denn für das Fest gilt, was für viele andere Lebensbereiche zutrifft: Digitale Medien schaffen zumindest teilweise Alternativen zum "echten", physischen Kontakt.
Wer zu Ostern mit seinen Kindern backt oder bastelt, kann Fotos oder Videos davon an die Verwandten schicken, schlägt die Pädagogik-Expertin von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen vor. "Kinder haben Spaß, mit Videos zu experimentieren", sagt sie. Bei der Ostereier-Suche können Oma und Opa live per Smartphone zugeschaltet werden. Oder Eltern organisieren eine "Eiersuch-Safari" im nahe gelegenen Park. Auch hier können die Verwandten virtuell beteiligt werden. "Das ist bestimmt nicht die Idealform, aber gerade in diesen Zeiten sollten wir die Geräte nutzen", betont Wiemert.
Für die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Birgit Spinath, sind zudem Briefe eine Möglichkeit, den Zusammenhalt zu sichern. Videotelefonie und soziale Medien könnten Kontakte zwischen Großeltern und Enkel lebendig erhalten, betont sie. "Oder - wo die älteren Menschen die neue Technik nicht beherrschen - ganz klassisch durch gegenseitiges Briefe schreiben und telefonieren."
Bräuche so gut es geht pflegen
In jedem Fall sollten Familien ihre Bräuche so gut es geht pflegen, rät Wiemert. "Ich glaube, das ist gerade jetzt wichtig." Kinder begriffen schnell, dass Termine wie Weihnachten, Ostern und Nikolaus wichtige Feste für die Familie seien - nicht nur wegen der Geschenke.
"Wenn diese Feste wegen der Corona-Kontaktsperre nicht mehr begangen werden, ist das für Kinder beängstigend", glaubt die Wissenschaftlerin. Auch Erwachsenen gäben die Rituale eine Struktur im Jahresverlauf.
Was genau an Ostern gefeiert wird, erfahren Kinder häufig in der Kita oder in der Schule. Da die im Moment ausfallen, sind die Eltern gefragt. Mütter und Väter haben aber oft Scheu vor christlichen Themen, weil sie fürchten, nicht jede Frage beantworten zu können, vermutet die Referentin für Kinder- und Familienpastoral im Erzbistum Köln, Ursula Pies-Brodesser. "Und dann ist es auch nicht so einfach, über den eigenen Glauben zu sprechen", sagt sie. Die Referentin rät zu Gelassenheit und empfiehlt kindgerechtes Material auf den Seiten von Gemeinden oder Bistümern, zum Beispiel www.familien234.de.
Um Verwandte, die nicht zusammenwohnen, ins Osterfest einzubeziehen, schlägt Pies-Brodesser einen Osterspaziergang mit Kreide-Botschaften vor. Leben zum Beispiel Tanten und Onkel in der Nachbarschaft, können Kinder Grüße auf die Straße malen. Eine weitere Idee ist eine Art Oster-Wichteln. Dann ziehen etwa Kinder, Eltern, Omas und Opas - getrennt voneinander - jeweils den Namen eines anderen Familienmitglieds, für das sie ein Bild malen oder einen Brief schreiben. Die Post sollten alle zur selben Zeit öffnen, rät die Expertin. "So seid ihr verbunden und freut euch gleichzeitig."