So lässt sich trotz Corona die Natur erleben

Apps und Anzuchttöpfe bieten Umweltspaß für zu Hause

Draußen erwachen Tiere und Pflanzen zu neuem Leben - aktuell weitestgehend ungestört von Menschen. Denn die sollen wegen Corona möglichst daheim bleiben. Auf Naturerlebnisse verzichten muss deshalb aber niemand.

Autor/in:
Christopher Beschnitt
Pflanzen- und Kräuterzucht auf der Fensterbank / © Christine Bird (shutterstock)
Pflanzen- und Kräuterzucht auf der Fensterbank / © Christine Bird ( shutterstock )

Dank ihnen kommen selbst Morgenmuffel früh aus den Federn - über Nacht kann ja einiges passiert sein! Die Rede ist von Anzuchttöpfen. Darin lassen sich jetzt im Frühjahr kälteempfindliche Gemüsepflanzen wie Tomaten auf der warmen Fensterbank vorziehen. Samen dafür gibt's im Supermarkt oder bei Versandgärtnereien.

Im Mai kommen die Gewächse dann vom Zimmer ins Gartenbeet oder in ein größeres Gefäß auf dem Balkon. Am spannendsten ist es aber am Anfang: Was keimt wann? Was sprießt auch empor und geht nicht wieder ein? Wie lange dauert's wohl, bis dieser Mini-Trieb da Früchte tragen wird?

Konzentrieren der Sinne

Fragen wie diese bringen Naturerlebnisse ins Haus und gerade Kindern die Umwelt näher. In Corona-Zeiten ist das willkommener denn je. Schließlich soll man daheim bleiben - und das, obwohl draußen der Frühling ausgebrochen ist. Aber auch im Garten, auf dem Balkon und dem Sofa kann man das Wiedererwachen von Blumen und Bienen genießen. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) hat neben der Fensterbank-Ansaat weitere Tipps gesammelt.

So empfiehlt die Expertin Anne-Kathrin Lindau, das Konzentrieren auf bestimmte Sinne könne einem den Facettenreichtum der Natur näherbringen. Lindau ist Professorin für Bildung für nachhaltige Entwicklung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Sie erklärt: "Mal höre ich nur auf Gezwitscher und Gebrumme oder den Wind. Mal rieche ich bewusst an Blumen, Holz oder der Erde." Reizvoll sei es, solche Wahrnehmungsübungen zu unterschiedlichen Tageszeiten zu machen. "Gibt es Unterschiede morgens, mittags, nachmittags, abends und nachts?"

Gedichte über die Natur schreiben

Weiter rät Lindau: "Eine schöne Beschäftigung für Kinder ist es auch, etwas Auffallendes oder ein Detail der Natur zu zeichnen, Gedichte oder Geschichten mit Umweltbezug zu schreiben oder eigene Naturfilme mit dem Handy zu produzieren." Einen Internettipp hat Lindau auch parat: die Seite "Natur erleben" des Schweizer Haupt-Verlages. "Da gibt es jede Menge Multimedia-Infos und Mitmachaktionen."

Wer schon im Netz ist, kann auch beim Naturschutzbund (Nabu) vorbeisurfen. Der bietet etwa die App "Vogelwelt" und einen "Vogeltrainer" mit Bildern und Gesängen diverser Arten an. Auch "Funfacts" gibt es, zum Beispiel zur Amsel: "Hast du schon einmal beobachtet, dass Amseln mit den Füßen auf den Boden trommeln? Damit täuschen sie den Regenwürmern vor, dass es regnet, und locken sie so an die Oberfläche, um sie dann zu fressen." Auch sein Wissen über Sechsbeiner kann man beim Nabu trainieren: durch ein Quiz auf der Homepage oder die App "Insektenwelt".

Beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gibt es ebenfalls nützliche Infos, etwa zum Bau von Wildbienen-Nisthilfen. Basteln kann man sie demnach aus Hartholzscheiben: Löcher von zwei bis zehn Millimetern Durchmesser und mindestens sechs bis zehn Zentimetern Tiefe reinbohren, dabei Risse zum Schutz vor Feuchtigkeit vermeiden, abstehende Fasern wegen der Verletzungsgefahr für die Bienen abschmirgeln. Im Garten oder auf dem Balkon angebracht, profitierten von solchen Nisthilfen bis zu 40 Wildbienenarten, heißt es.

Livecams in die Natur

Wer lieber auf dem Sofa hockt, kann eine der 14 Live-Webcams des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern (LBV) anklicken. Beobachten lässt sich neben diversen Vögeln die deutschlandweit letzte Wochenstube der Fledermaus-Art Große Hufeisennase im oberpfälzischen Hohenburg.

Ebenfalls auf der Couch kann man die Kurzweil von Naturführern entdecken. Denn viele Geschöpfe sind amüsant benannt. So gibt es einen Schmetterling namens Federgeistchen, den Vogel Trottellumme oder den Warzenbeißer, eine Heuschrecke. Auch Pflanzen heißen hübsch: Wasserschlauch, Seekanne, Teufelsabbiss. Spiel-Vorschlag: Wer den witzigsten Namen findet, gewinnt! Nebenbei erfährt man Interessantes. So wurde der Teufelsabbiss nach seinem Wurzelstock betitelt: Dieser stirbt mit der Zeit teils ab und wirkt, als habe ihn jemand von unten angenagt - Satan, dachte man früher.

Der Teufelsabbiss blüht übrigens ab Juli. Vielleicht kann man die violetten Farbkleckse dann ja wieder frei von Corona-Sorgen bestaunen gehen.


Quelle:
KNA