Lateinamerikas Kirche kämpft gegen Corona

Lebensmittel statt Gottesdienste

Während in Deutschland bereits über Lockerungen in der Corona-Pandemie gerungen wird, sieht es in Lateinamerika anders aus. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Virus-Krise trifft vor allem die Armen. Die Kirche versucht zu helfen.

Autor/in:
Tobias Käufer
Corona-Krise: Auf einem Markt in Guatemala / © Moises Castillo (dpa)
Corona-Krise: Auf einem Markt in Guatemala / © Moises Castillo ( dpa )

Mit Hochdruck arbeitet die Caritas in Argentinien daran, inmitten der Corona-Krise ihre Anstrengungen bei der Lebensmittelversorgung für die ärmere Bevölkerung zu erhöhen. "In jüngster Zeit mussten wir die Menge der Lebensmittel, die wir als Hilfe für die Auswirkungen der Quarantäne in unsere Hilfszentren bringen, um 50 Prozent erhöhen", berichtet Bischof Carlos Tissera von Quilmes.

Auch die Anfrage nach Hilfe von Organisationen, die sich mit der Caritas im Land sozial engagieren, seien gestiegen, so Tissera.

Allein in seiner Diözese gebe es 62 Hilfszentren, die rund 10.000 Kinder und Jugendlichen mit Lebensmittel versorgten. "Es kommen derzeit etwa 40 bis 50 Prozent Personen mehr als vor der Krise", berichtet der Bischof. Vor allem wer im sogenannten informellen Sektor arbeite, habe derzeit einfach nichts zu essen. Um die Lebensmittelversorgung in den Armenvierteln sicherzustellen, hat die Caritas auch eine Spendenaktion gestartet.

Kirche im Kampf gegen Not aktiv

Wie in Argentinien sind auch in anderen Ländern katholische Einrichtungen im Kampf gegen die Not durch die Corona-Krise aktiv.

Während die Kirchen für Gottesdienste geschlossen sind, konzentriert sich etwa in KolumbIen die Pastoral Social vor allem auf die Notlage von Menschen auf der Straße. In der Grenzstadt Cucuta, einem Anlaufzentrum für Flüchtlinge aus Venezuela, hat das Engagement von Unterstützern den lokalen Pfarreien rund 250 Tonnen Lebensmittel beschert.

In Venezuela selbst, ohnehin seit Jahren von einer schweren Versorgungskrise geschüttelt, hat nach Einschätzung der Caritas-Vertreterin Janeth Marquez die Solidarität unter der Bevölkerung durch Corona eher zugenommen. Die Menschen erhöhten ihr Engagement, um sich gegenseitig zu helfen, um zu überleben. Das Motto der Caritas in Venezuela lautet nun: Wir können nicht schließen, sondern müssen kreativer werden.

Psychologische Betreuung

Ecuadors Hauptstadt-Erzdiözese Quito hat ein Notfallkomitee gegründet, um die Herausforderungen der Corona-Krise zu meistern. Die Leitung hat Erzbischof Alfredo Jose Espinoza selbst übernommen. Zu den Aufgabenfeldern des Komitees gehören etwa Sozialseelsorge, Wirtschaft, Arbeitsrecht und Kommunikation. Ziel sei unter anderem, die wirtschaftliche Grundlage der kirchlichen Hilfsprojekte sicherzustellen.

Neben der Hilfe mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln engagiert sich die Kirche auch in der psychologischen Betreuung; zum Beispiel bei Beerdigungen, denn in den meisten Ländern gibt es scharfe Beschränkungen. Die Zahl der Trauergäste ist oft auf maximal fünf beschränkt; ein Abschied von guten Freunden und Angehörigen ist so nicht möglich. Immer mehr Diözesen richten Hotlines für die telefonische Seelsorge ein.

In Chile hat mitten in der Corona-Krise die erste digitale Vollversammlung der Bischofskonferenz begonnen. Noch bis Donnerstag besprechen die Bischöfe und Apostolischen Verwalter der insgesamt 27 Diözesen per Videokonferenz aktuelle Fragen.


Quelle:
KNA
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