Vatikan-Leitlinien zum Umgang mit Binnenvertriebenen

Menschliche Würde zurückgeben

Weltweit kümmern sich Kirchenführer und Partner der katholischen Kirche um mindestens 50 Millionen Binnenvertriebene. Für den Umgang mit den Vertriebenen hat Kardinal Czerny neue "pastorale Leitlinien" vorgestellt.

Millionen von Binnenvertriebenen weltweit / © quetions 123 (shutterstock)
Millionen von Binnenvertriebenen weltweit / © quetions 123 ( shutterstock )

Der Vatikan hat neue "pastorale Leitlinien" für den Umgang mit Binnenvertriebenen weltweit vorgestellt. Das rund 50 Seiten umfassende Dokument soll dazu beitragen, ihnen ihre "menschliche Würde zurückzugeben", sagte Kardinal Michael Czerny (Dienstag). Es sei das Ergebnis von Konsultationen mit Kirchenführern und Partnern, die sich um die weltweit mindestens 50 Millionen Binnenvertriebenen kümmerten, so der Untersekretär des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen.

Globale Migrationsbewegungen

Czerny ist der Migrationsexperte des Vatikan und hat das Projekt federführend begleitet.  "Die Leitlinien enthalten zahlreiche hilfreiche Vorschläge, wie die Kirche auf die globale Migrationskrise reagieren kann", sagte Czerny. Sie richteten sich etwa an Diözesen, Schulen, Orden und katholische Nichtregierungsorganisationen.

Binnenflüchtlinge bräuchten Anerkennung und Unterstützung. Die Kirche müsse bei ihrer Wiedereingliederung mithelfen, so dass sie wieder eine "aktive und konstruktive Rolle" in ihren Ländern spielen könnten. Das sei auch möglich, wo Naturkatastrophen oder Kriege zum Verlust der Heimat geführt haben. 

Unsichtbarkeit der Geflüchteten

Ein Hauptproblem der Binnenflüchtlinge sei deren "Unsichtbarkeit", betonte Amaya Valcarcel, Anwältin des in 56 Ländern tätigen Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS). Ihre Rechte und Bedürfnisse würden meist ignoriert. "Sie haben niemanden, der sich für sie einsetzt", so die Expertin. Das müsse sich ändern. 

In den neuen Leitlinien ist zu lesen, die katholische Kirche dürfe sich nicht nur auf Seelsorge für die Binnenvertriebenen und deren Gemeinden beschränken. Sie müsse sich auch stärker für Aussöhnung und nachhaltige Entwicklung in den Krisenregionen starkmachen. So sollten katholische Organisationen stets darauf hinarbeiten, dass Notfall-Camps nicht zu Dauereinrichtungen würden. "Flüchtlingslager sind eine befristete Lösung und kein Ersatz für eine adäquate Unterkunft", heißt es. 

Weltweit 19 Millionen Kinder auf der Flucht

Unterdessen teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Dienstag in New York mit, dass weltweit etwa 19 Millionen Kinder als Binnenflüchtlinge in ihren Ländern lebten. Allein 2019 sei die Zahl um 12 Millionen gestiegen; 3,8 Millionen davon seien auf der Flucht vor gewaltsamen Konflikten. 8,2 Millionen flohen laut dem Bericht "Lost at Home" vor Naturkatastrophen wie Überflutungen und Stürmen.


Quelle:
KNA