Die Einlassungen des ehemaligen Papstes zu modernen Gesellschaften würden diese Frage aufwerfen, schreibt Striet in einem am Mittwoch auf der Plattform katholisch.de veröffentlichten Gastbeitrag.
Striet nimmt darin Stellung zu einem Interview, dass der Publizist Peter Seewald ans Ende seiner soeben erschienenen umfangreichen Benedikt-Biografie stellt. Die Aussagen des emeritierten Papstes stammen nach Angaben Seewalds aus dem Herbst 2018.
Bedrohtes Papsttum
Demnach sieht der 93-Jährige die katholische Kirche und das Papsttum durch eine "weltweite Diktatur von scheinbar humanistischen Ideologien" bedroht. Wer ihnen widerspreche, werde aus dem gesellschaftlichen Konsens ausgeschlossen. Als Beispiel nannte er die homosexuelle Ehe, die Abtreibung und die "Herstellung von Menschen im Labor".
Wörtlich erklärte der frühere Papst: "Die moderne Gesellschaft ist dabei, ein antichristliches Credo zu formulieren, dem sich zu widersetzen mit der gesellschaftlichen Exkommunikation bestraft wird."
Widerspruch aus "demoktratiegeübtem Land"
Moderne Gesellschaften verzichteten darauf, sich auf sie übersteigende Autoritäten zu berufen, schreibt der Freiburger Theologe Striet. "Aber sie sind damit noch lange nicht religionsfeindlich." Allerdings verlangten sie von Menschen, die ihre religiösen Überzeugungen in öffentliche Debatten einbringen wollten, "dass sie so gute Gründe für sie aufbringen können, dass sie auch zu überzeugen vermögen".
Natürlich könne Benedikt XVI. behaupten, "dass in Deutschland ein falscher, absurder Humanismus gegen das von ihm als solches definierte christliche Credo in Stellung gebracht werde", so Striet weiter. Er werde dafür jedoch aus einem "demokratiegeübten Land" Widerspruch ernten, was nichts mit "sprungbereiter Feindseligkeit" zu tun habe.