DOMRADIO.DE: Die Caritas kümmert sich in Mailand um die Menschen, die durch die Pandemie in Not geraten. Die Kirchenzeitung im Erzbistum und der Kölner Stadtdechant Monsignore Robert Kleine haben Anfang April zu einer Spendenaktion aufgerufen und 82.000 Euro gesammelt. Eine Erfolgsgeschichte, oder?
Robert Boecker (Chefredakteur der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln): Ja, das kann man so sagen. Wir haben einerseits diese Spendengeschichte, die ganz gut läuft.
Es gibt aber auch die Geschichte, dass Kardinal Woelki vier Patienten aus Bergamo nach Köln geholt hat und sie in katholischen Krankenhäusern zur weiteren Versorgung untergebracht hat. Drei dieser Patienten sind leider verstorben, aber ein Patient, ein 45-jähriger Polizist, hat überlebt und ist coronafrei. Er wird jetzt auch aufgepäppelt und geht bald wieder nach Hause. Und das ist eigentlich auch ein schönes Zeichen der Solidarität. Chefarzt Professor Fiedler aus dem Elisabethkrankenhaus bedankt sich ausdrücklich für das große Vertrauen und nennt es eine Ehre, dass die Italiener ihre Menschen den Deutschen zur Versorgung anvertraut haben.
In dem Kontext kann man natürlich auch unsere Geschichte mit dem Satz "Die Heiligen Drei Könige helfen in Mailand" sehen. Ich bin sehr froh darüber, dass wir da einen Erfolg erzielen konnten.
DOMRADIO.DE: 82.000 Euro haben Sie jetzt für die Caritas in Mailand gesammelt. Das ist eine ordentliche Summe, vor allem in so kurzer Zeit. Was haben Sie denn gedacht, als Sie das gehört haben?
Boecker: Ich war völlig überrascht davon, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass so viele Menschen bereit sind, dafür Geld zu geben. Wir haben mehr als 400 Einzelspender und es ist schon eine große Leistung der Leserinnen und Leser, aber auch der Leute, die sich durch den Aufruf von unserem Kölner Stadt- und Domdechanten Robert Kleine angesprochen gefühlt haben, dieses Zeichen der Solidarität zu setzen. Denn das Geld da rüber zu geben, ist eine wichtige Sache.
Das andere ist aber, in einer Zeit, in der die Grenzen in Europa zugehen und das deutsch-italienische Verhältnis aus verschiedenen Gründen sicherlich belastet ist, dort mal ein Signal zu geben: "Wir nehmen Eure Sorgen ernst und wir stehen an Eurer Seite." Das war uns ganz, ganz wichtig.
DOMRADIO.DE: Wie sieht die Situation für die Caritas in Mailand zurzeit eigentlich aus?
Boecker: Wir hatten vor wenigen Tagen Kontakt mit dem Direktor der Caritas Ambrosiana, die ist nicht nur für Mailand zuständig, sondern für mehrere Diözesen. Das sind in etwa 1.100 Pfarreien. Und Herr Gualzetti hat mir mitgeteilt, dass man dieses Geld ganz dringend braucht, um Unterbringungsmöglichkeiten für entlassene Strafgefangene zu schaffen. Also Menschen, die im Knast sitzen, die wegen geringer Strafen aufgrund der Corona-Epidemie jetzt aus dem Knast herauskommen, die aber größtenteils aus der Obdachlosenszene stammen. Da hat sich die Caritas verpflichtet, für Unterbringungsmöglichkeiten zu sorgen.
In diesem Zusammenhang sind die Spendengelder, die sie aus Köln erhalten haben, hoch willkommen, weil dadurch Häuser angemietet und die Menschen versorgt werden können.
DOMRADIO.DE: Was für Reaktionen gab es denn aus Mailand für Ihre Aktion?
Boecker: Zunächst einmal Überraschung, denn da hatte wohl niemand mit gerechnet, dass aus Köln über die Schiene der Heiligen Drei Könige diese Verbindung aufgebaut wird. Und dann große Freude.
Robert Kleine war ja im vergangenen Jahr schon in Mailand und hat dort Kontakt aufgenommen zu den Freunden der Heiligen Drei Könige. Das ist eine Gruppierung von Katholiken, die sich zur Aufgabe gemacht haben, das Andenken der Heiligen Drei Könige in Mailand lebendig zu halten. Und auch von dieser Seite haben wir sehr freundliche und engagierte Rückmeldungen bekommen, dass man doch glücklich ist, aus Köln dieses Zeichen zu erfahren.
DOMRADIO.DE: Jetzt gab es zwar diese Scheckübergabe Ihrer Spendenaktion, Spendenbedarf gibt es aber trotzdem noch. Wie geht es jetzt weiter?
Boecker: Angesichts der Tatsache, dass wir so viel Erfolg haben, möchten wir ungern sagen "So, jetzt ist es vorbei." Auch wenn jetzt sicherlich nicht mehr die großen Summen auf das Konto eingehen wie bisher, werden wir aber das Konto noch eine Weile weiterlaufen lassen, weil wir der Überzeugung sind, dass sich Menschen vielleicht auch weiterhin angesprochen fühlen, sich da zu engagieren, ihr Portemonnaie zu öffnen und etwas für andere zu geben.
In den nächsten Wochen werden wir weiterhin dafür sammeln und wir werden auch ständig darüber berichten, was zusammengekommen ist und wie es mit den Geldern weitergeht.
Das Interview führte Julia Reck.