Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat sich für den 8. Mai als bundesweiten Feiertag ausgesprochen. Der Umgang mit dem Datum des Weltkriegsendes habe immer auch den Umgang der deutschen Bevölkerung mit dem Krieg und dem Holocaust widergespiegelt, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag).
"Ein jährlicher Feiertag würde die notwendige politische Aufmerksamkeit dafür schaffen, diese Debatten adäquat in die Zukunft zu tragen." Er unterstützte damit eine entsprechende Initiative des Internationalen Auschwitz-Komitees.
Klein verwies auf eine Aussage des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck, wonach es ohne Auschwitz keine deutsche Identität gebe. Deswegen sei es angemessen, dem Ende des Krieges mit einem eigenen Feiertag zu gedenken, so der Antisemitismusbeauftragte. Zudem sei es wichtig, neue Formen der Erinnerungskultur zu schaffen, auch weil es immer weniger Zeitzeugen gebe.
Geschichtsbewusstsein fördern
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schloss sich der Forderung zusammen mit den anderen Gewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) an. "In einer Zeit, in der antisemitische, islamfeindliche und rassistische Übergriffe und Morde sowie Hatespeech zunehmen, müssen wir Lehrenden Verantwortung übernehmen, die Demokratieerziehung stärken und das Geschichtsbewusstsein fördern", sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe in Frankfurt.
Demokratiebildung dürfe auch in der Corona-Krise nicht vernachlässigt werden, fügte Tepe hinzu. "Dass gerade wieder Kräfte erstarken, die den Nationalsozialismus verharmlosen, antisemitische Verschwörungstheorien im Internet Hochkonjunktur haben und die Erinnerung an den Holocaust als 'Schuldkult' diffamiert wird, zeigt, wie wichtig die Aufgabe aller Lehrenden im Bildungsbereich ist."
Eher Gedenktag als Feiertag
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble äußerte sich zu der Frage nach dem Feiertag zurückhaltend. "Wenn überhaupt, müsste es einen Gedenktag geben", sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. "Wir können nur dankbar für das Ende sein und uns schämen für das, was vorher war. Und wir können daraus lernen."
Die Abwehr vieler Bürger gegen antisemitische Tendenzen sehe er als positiv für den Schutz jüdischen Lebens in Deutschland, fügte Schäuble hinzu. "Die Gegenreaktionen in der Gesellschaft auf solche Vorfälle sind stark", sagte der CDU-Politiker. "Das ist ein gutes Zeichen. Darauf müssen wir setzen und die Gegenkräfte stärken."
Schäuble verwies auf die lange währende Debatte, ob man als Jude überhaupt in Deutschland leben könne. "Es ist toll, dass für junge Israelis Berlin mittlerweile eine der faszinierendsten Städte Europas ist. Insofern haben wir offenbar vieles gut hingekriegt. Daran müssen wir festhalten und können uns freuen", unterstrich der Bundestagspräsident.