"Die Immunität der Indigenen ist nicht so hoch wie normalerweise bei der anderen Bevölkerung", sagte der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler dem Sender Ö1. Er befürchte, dass das Corona-Virus in die Gebiete der indigenen Völker eingeschleppt werde.
Dies könne durch Holzfäller, Bergwerksgesellschaften oder große Viehzuchtunternehmen geschehen. Durch Infektionsketten könne ein ganzes Volk einen "brutalen Kollaps" erleiden, so Kräutler.
Bolsonaro und Freikirchen verharmlosten Virus
Kritik übte der ehemalige Bischof auch an der anti-indigenen Haltung der brasilianischen Regierung von Präsident Jair Messias Bolsonaro. "Der meint, Amazonien muss erschlossen werden für nationale und internationale Gesellschaften."
Eigentlich dürften die Gebiete der Indigenen nicht geöffnet werden, doch Bolsonaro wolle die brasilianische Verfassung in diesem Sinne ändern. Die Katholische Kirche in Brasilien hat den Kongress aufgefordert, der entsprechenden Gesetzesnovelle nicht zuzustimmen.
Nicht nur Bolsonaro verharmlose das Corona-Virus, sondern auch evangelikale Freikirchen. "Das ist eigentlich auch eines der größten Probleme. Man kann ja nicht sagen, der liebe Gott wird das lösen und wir tun überhaupt nichts mehr", so Kräutler.
Private Besitzansprüche auf öffentliches Land
Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnt vor einem neuen Gesetz in Brasilien, das tiefgreifende Folgen für den Amazonas-Regenwald hätte. In Mitte der Covid 19-Krise könnte der brasilianische Kongress noch in diesen Tagen im Eiltempo den sogenannten Erlass "MP 910" online verabschieden.
Dieses Landraubgesetz würde private Besitzansprüche auf öffentliches Land legalisieren, das vor 2018 illegal abgeholzt und unrechtmäßig besetzt wurde. Millionen Hektar Fläche wären von diesem Erlass betroffen.