Museumstag wird gefeiert - aber unter Auflagen oder digital

Kulturelle "Lichtblicke" mit Maske und Abstand

Mit Maske und Abstand oder digital: So wird in diesem Jahr der Internationale Museumstag begangen. Erst seit gut einer Woche dürfen Ausstellungen wieder öffnen - sonst hätte es nur rein virtuell Einblicke gegeben.

Autor/in:
Rainer Nolte
Mann mit Schutzmaske im Museum / © Uli Deck (dpa)
Mann mit Schutzmaske im Museum / © Uli Deck ( dpa )

Dass mehr als 500 Häuser ihre Türen zum Internationalen Museumstag am Sonntag ganz real öffnen, hätten vor einigen Wochen nur wenige zu hoffen gewagt. "Ich bin sehr froh, dass der Internationale Museumstag 2020 trotz der Einschränkungen stattfindet", erklärt Schirmherr und Bundesratspräsident Dietmar Woidke (SPD) vorab. Doch auch im Netz gibt es einiges zu entdecken: 700 Museen haben digitale Programme gestaltet. "Gerade in diesen Zeiten sind sie für viele Menschen ein Lichtblick", so Brandenburgs Ministerpräsident. Damit werde Lust "auf unseren nächsten realen Besuch" gemacht.

Nach der coronabedingten Schließung sind seit Dienstag auch wieder die ersten Staatlichen Museen in Berlin offen. Auf der Museumsinsel sind das Alte Museum, die Alte Nationalgalerie sowie das Pergamonmuseum für eingeschränkten Publikumsverkehr zugänglich.

Aber es gilt - wie bei allen Museen - ein striktes Schutzkonzept: Die Anzahl der zeitgleich zugelassenen Besucher ist begrenzt, das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung verpflichtend. Der Museumsbesuch sei ausschließlich mit einem Zeitfensterticket möglich. Es werde dringend empfohlen, Tickets im Vorhinein online zu buchen, heißt es.

Menschen zusammenführen

An Abstands- und Hygieneregeln müssen sich auch die Einzelbesucher und Familien im Keramik- und Ofenmuseum in Velten halten. Hier hätte die bundesweite Auftaktveranstaltung mit Woidke feierlich stattgefunden. Diese findet wegen Corona nur virtuell statt: am Sonntag ab 9 Uhr unter museumstag.de. Nach einem Video-Grußwort des Schirmherrn gibt es eine fünfminütige Online-Führung durch das als älteste und bedeutendste geltende Ofenmuseums Deutschlands.

Der Aktionstag, der seit 1977 vom Internationalen Museumsrat ICOM ausgerufen wird, steht diesmal unter dem Motto "Museum für alle: Museen für Vielfalt und Inklusion". Museen seien die offenen Schatzkammern unserer Gesellschaft, sagt der Bundesratspräsident: "Ganz egal woher Besucherinnen und Besucher kommen, ganz egal was ihr Hintergrund ist: Die deutsche Museumslandschaft führt alle Menschen zusammen und stärkt so unser Miteinander. 'Wir miteinander' können dafür sorgen, dass auch unsere Museen gut durch diese Krise kommen."

Wochenlang waren Museen für die Öffentlichkeit geschlossen, Ausstellungen und Führungen abgesagt. "Kultur kann in der Krise einen Ausgleich für die Menschen schaffen" - so sieht es der Direktor des Museums Kolumba, Stefan Kraus. Im Ausstellungshaus des Erzbistums Köln ist die Schau mit dem Titel "1919 49 69ff. Aufbrüche" nun wieder zu sehen. Es geht um Tiefpunkte des 20. Jahrhunderts und die Suche nach neuen Perspektiven. In der Pandemie-Krise gewinnt die Präsentation damit einen nicht geplanten Gegenwartsbezug.

"Kultur stärkt"

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur stellte zehn Millionen Euro für das Programm "Neustart" aus dem Kulturetat bereit, damit die Häuser Schutzkonzepte besser umsetzen konnten. "Kultur stärkt gerade in diesen Zeiten gesellschaftlichen Zusammenhalt und Teilhabe", so Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Kultur sei "Lebensmittel für unsere Demokratie".

Seit der politischen Ankündigung der Lockerung des Museum-Lockdowns vor zwei Wochen bekommen Ausstellungsliebhaber täglich frohe Botschaften von Wiedereröffnungen. Das Deutsche Historische Museum in Berlin widmet sich der Philosophin und Publizistin Hannah Arendt (1906-1975). In Frankfurt am Main zeigen die Schirn Kunsthalle "Fantastische Frauen. Surreale Welten von Meret Oppenheim bis Frida Kahlo" und das Städel die Sonderausstellung "En Passant. Impressionismus in Skulptur". Das Museum für Archäologie in Herne widmet sich mit "PEST!" einer der großen Geißeln der Menschheit. Die Völklinger Hütte startete am Freitag mit "Afrika im Blick der Fotografen".

Die Bundeskunsthalle in Bonn freut sich seit Dienstag wieder über Gäste zur Schau "Wir Kapitalisten. Von Anfang bis Turbo", die aktueller kaum sein könnte, wie die Macher mitteilen. "Denn die Corona-Krise ist auch ein Lehrstück über das Funktionieren unserer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung" - und vielleicht auch Kulturordnung, wie am Museumstag am Sonntag analog oder digital zu bestaunen sein wird.


Quelle:
KNA