"Kultur kann in der Krise einen Ausgleich für die Menschen schaffen" - so sieht es der Direktor des Museums Kolumba, Stefan Kraus. Deswegen würde er sich freuen, das Ausstellungshaus des Erzbistums Köln in der nächsten Woche wieder zu öffnen. Die Länder entscheiden nun über eine Lockerung der coronabedingten Schließungen.
Bund gibt Geld
Der Bund kündigte am Donnerstag an, Museen und Gedenkstätten finanziell zu unterstützen. Große Häuser arbeiten nun akribisch an Hygienekonzepten. So helfen bei der Bundeskunsthalle in Bonn auch externe Berater, um alle Aspekte des Arbeitsschutzes mit im Blick zu haben. "Wir müssen zudem sehen, ob es architektonisch keine Engpässe gibt", sagt Sven Bergmann der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Auch die Hauptstadt wappnet sich. So heißt es von den Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, dass daran gearbeitet werde, "möglichst bald wieder einzelne Häuser eingeschränkt unter Umsetzung der erforderlichen Abstands- und Hygienemaßnahmen öffnen zu können".
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur stellt nun zehn Millionen Euro für das Programm "Neustart" aus dem Kulturetat bereit. "Kultur stärkt gerade in diesen Zeiten gesellschaftlichen Zusammenhalt und Teilhabe", sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters. "Kultur ist Lebensmittel für unsere Demokratie. Die Wiedereröffnung von Museen und Gedenkstätten zum Beispiel wäre ein wichtiger, nächster Schritt zur Sicherung der kulturellen Grundversorgung."
Museen mit Vorreiterrolle?
Der Deutsche Museumsbund teilt mit, dass Museen bei einer schrittweisen Wiederöffnung der Kultureinrichtungen eine Vorreiterrolle einnehmen könnten. "Sie verfügen nämlich über zahlreiche Erfahrungen im Besuchermanagement und können mit Hilfe verantwortungsvoller Maßnahmen eine Öffnung unter Einhaltung von
Abstands- und Hygieneregeln gewährleisten." In einer Liste werden mögliche Maßnahme aufgezählt: Begrenzung der Besucherzahlen, kluge Besucherführung, Zeitfenster für Risikogruppen, Maskenpflicht.
Das Diözesanmuseum in Osnabrück hat schon einen sehr konkreten Plan, falls es wieder losgeht. "Wir würden nur zwei Tage in der Woche öffnen, es würde doppelte Aufsicht, gesonderte Garderobe sowie strenge Schließfach- und Toiletten-Nutzungsregeln geben", erklärt Direktor Hermann Queckenstedt. Und: Keinen Eintritt. "Das ist unser Beitrag für den Kulturgenuss." Zudem arbeite das Museum an einem speziellen Corona-Schau-Angebot.
"Die Sonderausstellung zum 100-Jahr-Jubiläum des DJK Sportverbandes ist ins nächste Jahr verschoben worden. Den dadurch freigewordenen Raum könnten wir uns vorstellen, an regionale Künstler als Schaufenster freizugeben", so Queckenstedt, der auch Vorsitzender des Kuratoriums der Fritz-Wolf-Stiftung ist.
Dadurch habe sich eine weitere Idee ergeben: Eine Schau mit Urlaubskarikaturen von Fritz Wolf (1918-2001), der für Tageszeitungen und auch für den "Stern" gezeichnet hat. "So könnten wir eine kleine Flucht aus der aktuellen Gesamtlage bieten und die Gäste unterhalten oder auch mal zum Lachen kriegen", hofft Queckenstedt.
Kolumba ein Rückzugsort
Der Kölner Kolumba-Chef sieht sein Haus auch als "Rückzugsort" an - dies sei auch schon vor der Krise so gewesen. Auch deswegen seien keine virtuellen Führungen angeboten worden. "Ist es für die meisten Kultureinrichtungen nicht fatal, wenn der Eindruck entsteht, man könne ihre Schließung durch Formate überbrücken, bei denen das Wesentliche - die Präsenz, der Moment, das Gemeinsame - nicht mitgeliefert werden kann?", so Kraus auf der Homepage.
Für Kolumba gelte der Verlust in besonderem Maße, denn als "Museum der Nachdenklichkeit" unterstreiche es die Möglichkeit, sich über den realen Raum an Ort und Zeit zu binden - auch mit Schutzmaske. "Dazu zählen alle Details, die das Besondere der Atmosphäre, der Räume, der Ausstellungen und Veranstaltungen ausmachen." Jede Institution solle das für sich entscheiden. Deswegen kritisiere er auch nicht den am Mittwoch angekündigten 360-Grad-Rundgang des Kölner Museums Schnütgen, das damit dem Beispiel weltbekannter Häuser folge.
Als "sehr spannend" erwartet Kraus die Reaktionen der Besucher auf die Kolumba-Jahresausstellung "Aufbrüche", die Kunst zu Zeiten der Krisen 1919, 1949 und 1969 präsentiere. Beim Kuratieren sei diese Aktualität nicht absehbar gewesen. Er hoffe nun, dass bald die Museen, wenn auch mit Maskenpflicht und Abstandsregeln, den Menschen einen Ausgleich bieten könnten. Zudem sollten seiner Meinung nach alle Häuser am gleichen Tag wieder öffnen dürfen, sonst würden die Besucher verwirrt. "Über allem steht in der Summe ein Hoffnungsschimmer, den die Kultur in der Krise bieten kann", so Kraus.