"Anstatt die Unsicherheit ertragen zu müssen, führt der Verschwörungsglaube zu einer Scheinsicherheit", sagte der Antisemitismusbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Blume erläuterte, Verschwörungsmythen entstünden immer dann "besonders schnell, wenn etwas Schlimmes da ist, das wir nicht sehen können - ein Virus zum Beispiel". Wenn es dann in der Wissenschaft heiße, ein Virus entstehe durch eine zufällige Mutation, durch Zufall also, sei das für Menschen schwer zu ertragen. "Wir wollen instinktiv wissen, wer hat das verursacht." Hier kämen Verschwörungsideologen ins Spiel, sie "benennen ein Feindbild".
Nach Erkenntnissen des Wissenschaftlers, der sich seit Jahren mit Verschwörungsfragen befasst, glauben Anhänger solcher Erzählungen, dass Juden hinter angeblichen Verschwörungen stehen. Bereits im Mittelalter sei, immer wenn die Pest ausbrach, Juden vorgeworfen worden, sie hätten die Brunnen vergiftet. "Damals hatten wir Pestpogrome, wo Mobs losgezogen sind und Synagogen angezündet haben."
Furcht vor Radikalisierung im Intenet
Blume geht nicht davon aus, dass infolge der Corona-Pandemie etwas Vergleichbares wie die Pestpogrome passieren könnte. "Nach einer ersten Welle beruhigt sich auch ein Teil der Leute meist wieder."
Er befürchte aber eine weitere Radikalisierung von Einzelnen über das Internet. "Da glauben die Leute wirklich - wie der Sänger Xavier Naidoo zum Beispiel - sie leben in einem Land, das von Juden und Satanen beherrscht wird." Naidoo folge dem Denken der sogenannten QAnon-Bewegung. "Die ist in den USA verbreitet und glaubt, dass US-Präsident Donald Trump als Heilsbringer sozusagen dabei ist, eine große Verschwörung zu zerschlagen."
Es habe schon mehrere Termine gegeben, an denen das hätte passieren sollen. "Die Anhänger dieser Erzählung werden mit jeder fehlgeschlagenen Prophezeiung zorniger. Hier bitte ich um Wachsamkeit, denn das kann durchaus noch eskalieren."