Mandat französischer Missbrauchskommission verlängert

Mehr Zeit wegen Corona

Die Kommission arbeitet seit Februar 2019 und soll die Missbrauchsfälle in Frankreich aufarbeiten. Wegen der Corona-Pandemie wurde jetzt die Frist für Betroffene verlängert, sich bei der Kommission zu melden.

Symbolbild Missbrauch in der katholischen Kirche / © Artur Szczybylo (shutterstock)

Missbrauchsopfer in Frankreich haben fünf Monate länger Zeit, sich bei der Kommission zur Aufklärung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Frankreich (CIASE) zu melden. Das Mandat des Vorsitzenden der Kommission, Jean-Marc Sauve, werde um fünf Monate bis zum 31. Oktober 2020 verlängert, berichtete die französische Zeitung "La Croix" am Donnerstagabend. Grund dafür sei die Corona-Krise. Ursprünglich hatten mutmaßliche Opfer Zeit bis Juni, um ihre Fälle bei der Kommission anzuzeigen.

Geplant waren zudem größere Veranstaltungen zum Thema Missbrauch in Lyon, Dijon, Aix-en-Provence, Rouen und Bastia. Sie mussten aufgrund der Krise abgesagt werden. Der Bericht der Missbrauchskommission soll nun im September oder Oktober 2021 vorgelegt werden, heißt es in französischen Medienberichten.

Viele Betroffene älter als 50 Jahre

Die Kommission soll Missbrauchsfälle und den Umgang kirchlicher Stellen damit seit 1950 aufarbeiten. Sie nahm im Februar 2019 ihre Arbeit auf. Bisher erreichten sie 5.000 Anrufe und 1.500 ausgefüllte Fragebogen. Die meisten Menschen, die sich an die Kommission wandten, seien über 50 Jahre alt. 

Zwei Drittel seien Männer. Über die Hälfte der mutmaßlichen Fälle ereignete sich zwischen 1950 und 1970, ein Drittel zwischen 1970 und 1990 sowie 13,5 Prozent zwischen 1990 und 2019. Insgesamt gehören der Kommission 22 Mitglieder an. Ihr stehen zwischen 3 und 3,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Kardinal Philippe Barbarin

Kardinal Philippe Barbarin war seit 2002 Erzbischof von Lyon. Damit trug er zugleich den seit 1079 bestehenden historischen Ehrentitel "Primas von Gallien". Philippe Xavier Christian Ignace Marie Barbarin wurde am 17. Oktober 1950 im marokkanischen Rabat geboren und nach dem Studium der Philosophie und Theologie im Großraum Paris 1977 zum Priester geweiht. Danach arbeitete er zunächst in Pariser Vorortgemeinden und auf Madagaskar. 1998 wurde er zum Bischof von Moulins in Zentralfrankreich ernannt.

Kardinal Philippe Barbarin (m.) / © Jean-Mathieu Gautier (KNA)