Zuvor hatten die 27 Glocken stündlich das Wallfahrtslied "Gegrüßt seist du tausendmal, oh Maria" intoniert, worauf es Ende des 19. Jahrhunderts programmiert worden war. Eigentlich sei das 1694 geschaffene Instrument so konstruiert worden, dass die Tonfolgen problemlos neu eingestellt werden konnten, erläuterte Organist Radek Rejsek, der seit 30 Jahren Glockenspielkonzerte gibt.
"All jene, die sich in dem Mechanismus auskannten, starben, und damit starb wahrscheinlich auch die Tradition aus. Wir wollen sie nun wiederbeleben", so der Musiker, der das Instrument nun dafür aufgearbeitet hat.
Eine Herausforderung für den Organisten
Die 27 Glocken werden mit einer "Klaviatur" zum Klingen gebracht, die mit den ganzen Armen bedient wird. Für eine automatische Einstellung des Mechanismus müssen die Stifte, die auf einem Zylinder sitzen, anders positioniert werden. Die Stifte setzen beim Drehen kleine Hämmerchen in Bewegung, die die Glocken ertönen lassen.
Ändert man die Position der Stifte, ändern sich die Tonfolgen, so Rejsek. Den Zylinder musste er nun neu auswuchten, weil einige Töne überhaupt nicht erklangen. "Andere Hämmer wiederum schlugen zu stark oder mit Verspätung auf die Glocken. Es war eine Herausforderung für mich", so der Organist.
Franziskaner beschwerte sich über die Melodie
In der Barockzeit wurden die Lieder relativ häufig gewechselt, erklärte die Kuratorin der Loreto-Kirche, Marketa Bastova. Eine Archivquelle berichte über die Beschwerde eines hiesigen Franziskaners.
Er beklagte sich, dass der Orgelspieler drei Monate lang die Melodie nicht geändert hatte und dies eine Schande sei. Nun solle nicht noch mal 100 Jahre lang dasselbe Lied erklingen.