DOMRADIO.DE: Die Urlaubsinsel Mallorca war besonders stark von der Corona-Krise betroffen. Wie haben Sie und Ihre Gemeinde die Krise erlebt?
Andreas Falow (Seelsorger in der deutschen katholischen Gemeinde auf Mallorca): Für uns war das ganz frappierend und unheimlich, weil wir nicht genau wussten: Wie betrifft es einen, wie geht man damit um? Vor allem für viele ältere Menschen, die hier als Residenten auf der Insel sind, war es beängstigend. Es gab auch keine öffentlichen Gottesdienste, in denen man vielleicht ein bisschen Ruhe gefunden hätte. Aber jetzt, zum Glück, ist wieder alles auf dem Weg der Normalisierung.
DOMRADIO.DE: Wenn alles gut geht, dann kommen ab kommender Woche schon wieder deutsche Touristen auf die Insel. Bereiten Sie sich darauf irgendwie vor oder lassen Sie das auf sich zukommen?
Falow: Wir sind gut vorbereitet. Die Insel ist auf die Touristen eingestellt und geht relativ schnell in den normalen Modus über. Gottesdienste finden schon seit zwei Wochen wieder öffentlich statt. Zuerst waren die Kirchen zu etwa 30 Prozent, dann zu 50 Prozent belegt. Dadurch, dass zurzeit nur die hier Ansässigen leben - darunter die Deutschen, Österreicher und Schweizer, für die ich zuständig bin - haben wir keine totale Ausbuchung der Kirche. Die Gottesdienste sind eher schwach besucht.
Aber wenn die Touristen da sind - und die sind natürlich gern zu den Gottesdiensten eingeladen - können wir unter Berücksichtigung der normalen Hygienevorschriften, die auch für den Kirchenraum gelten, wieder deutschsprachige Gottesdienste an drei Orten - San Fernando, in der Innenstadt von Palma und in Paguera - anbieten.
DOMRADIO.DE: Sie haben ja schon gesagt unter den normalen Hygienebedingungen. Das heißt mit Maske in die Messe?
Falow: Wir haben Desinfektionsmittel am Eingang und am Ausgang stehen. Die Leute sind gehalten, sich beim Hineingehen die Hände zu desinfizieren. Die Kirche bietet genug Raum, da ist Abstand problemlos möglich. Und wenn der Abstand gegeben ist, dann muss nicht unbedingt eine Maske getragen werden, aber wenn man Bedenken hat, dann kann man natürlich auch Masken tragen. Wir haben am Eingang Masken ausgelegt, die man nehmen kann, wenn man keine dabei hat. So kann jeder sein eigenes Sicherheitsbedürfnis ein stückweit befriedigen. Und auch die Kommunion wird mittlerweile wieder mit Handkommunion normal gespendet.
DOMRADIO.DE: Mit der Corona-Krise haben wir jetzt eine nahezu unwirkliche Zeit hinter uns - gar nicht vergleichbar mit anderen Erfahrungen. Wenn Sie zurückblicken: Mit welchen Sorgen waren Sie in Ihrer Gemeinde konfrontiert?
Falow: Die meisten älteren Leute hatten Bedenken, wie sie im Alltag zurechtkommen werden. Hier waren die Beschränkungen ja viel stärker als in Deutschland. Man hatte zuhause zu bleiben und durfte höchstens zum Arzt, in die Apotheke oder zum Lebensmitteleinkauf das Haus verlassen. Alles in einer begrenzten Umgebung. Man konnte nur schnell nach draußen und musste dann sofort wieder zurück. Da kamen dann Ängste und Einsamkeit auf.
Ich bekam vor allem abends viele Anrufe. Die Menschen fragten sich, wie es ihren Freunden und Verwandten in Deutschland geht. Auch aus Deutschland haben viele angerufen, die wissen wollten, wie es den Verwandten auf der Insel geht. Das war schon der Fall. Zum Glück haben wir in der deutschen Gemeinde aufgrund der Pandemie keine Todesfälle gehabt. Schwierig war, dass man in der Akutphase der Pandemie keine Kranken besuchen konnte. Da kam es bei den meisten doch zu starker Vereinsamung.
DOMRADIO.DE: Jetzt soll das Leben wieder normal werden, auch das Leben im Urlaub. Ich stelle mir vor, dass es nicht so leicht ist, einfach wieder zur Normalität überzugehen. Was sagen Sie den Leuten, wenn keine Urlaubsstimmung aufkommt?
Falow: Die Touristen treffen auf eine Insel, die gerade jetzt in der Anfangsphase wunderschön ist. Das Wasser und die Luft sind super rein. Es gibt keine überfüllten Orte, sondern es sind überall relativ wenig Leute da. Deutsche machen ja einen großen Anteil an Touristen auf der Insel aus, und in dem Sinn können wir sagen: Ihr müsst euch keine unnötigen Sorgen machen.
Wenn man eine Finca gemietet hat, hat man sowieso kaum Kontakt, wenn man nicht will. Große Partys wie früher gibt es auch nicht. Die Diskotheken am Ballermann können zwar öffnen, aber es gibt bis August sicher keine großen Veranstaltungen und Events. Man kann jetzt auf Mallorca wunderbaren Familienurlaub machen. In aller Ruhe.
Das Gespräch führte Hilde Regeniter.