Interne Spannungen und ausländischer Einfluss führten jedoch zu Ungleichheiten, erklärte das Hilfswerk am Mittwoch in Genf. Die muslimischen Bosnier orientierten sich zunehmend an der islamischen Welt; die mehrheitlich orthodoxen Serben suchten oft den Schulterschluss mit Russland, während sich die katholischen Kroaten, die kleinste der drei ethnischen Gruppen, den europäischen Nachbarn zuwendeten.
Noch heute sind viele kriegszerstörte kroatische Dörfer unbewohnt
Ausländische Söldner hätten eine radikale islamistische Ideologie und Brutalität gegen die katholischen Kroaten ins Land getragen, hieß es weiter. Diese Extremisten lebten nach wie vor verborgen in den Außenbezirken der städtischen Ballungsgebiete. Auch als die Kroaten nach dem offiziellen Ende des Krieges begannen, in ihre Heimatdörfer zurückzukehren, seien sie noch Terroranschlägen marodierender Islamisten zum Opfer gefallen, so Kirche in Not. Katholische Rückkehrer würden im zivilen und religiösen Leben diskriminiert. Während die islamischen Gemeinden ihren Besitz nach Kriegsende zurückerhalten hätten, seien bis heute zahlreiche kirchliche Besitztümer immer noch nicht ihren rechtmäßigen Eigentümern zurückgegeben worden, hieß es. Auch entsprechende Urteile des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs hätten daran nichts geändert.
Bis zu 10.000 Katholiken verlassen pro Jahr Bosnien und Herzegowina
Misstrauen gegenüber dem Rechtsstaat und hohe Arbeitslosigkeit von teils über 50 Prozent sind laut Kirche in Not maßgeblich für eine massive Auswanderung der jungen katholischen Kroaten. Nach Angaben von Sarajevos Kardinal Vinko Puljic verlassen jährlich bis zu 10.000 Katholiken Bosnien und Herzegowina. Die Hauptstadt war vor dem Krieg Heimat von 35.000 Kroaten; heute habe sich diese Zahl halbiert. Auf der anderen Seite sei die Zahl der Zuwanderer aus der Türkei und den Golfstaaten in den vergangenen zehn Jahren rapide gestiegen. Es gebe eine zunehmende Radikalisierung unter den Muslimen.