Die ökumenische Gemeinschaft von Bose hat für den von ihr verursachten "Skandal" um Entschuldigung gebeten. Die Auseinandersetzungen um ihren Gründer und langjährigen Leiter Enzo Bianchi (77), der kürzlich auf Weisung des Vatikan die Kommunität verlassen musste, seien "Ursache für viel und großes Leid", heißt es in einer Erklärung, aus der die Zeitung "Avvenire" zitiert. Man bitte um "Vergebung für den Skandal, den wir verursacht, und das falsche Beispiel, das wir gegeben haben".
Bianchis Weigerung
Nach anfänglicher Weigerung hatte sich der italienische Klostergründer Bianchi Anfang Juni einer Anordnung des Vatikan gefügt, seine Gemeinschaft Bose bis auf weiteres zu verlassen. Mit ihm nahmen auch drei Vertraute auf Weisung aus Rom ihren Wohnsitz außerhalb des Klosters. Bianchi gehört zu den bekanntesten geistlichen Autoren Italiens.
Zum Jahreswechsel hatte eine päpstliche Delegation Bose besucht und Gespräche mit Mitgliedern der Gemeinschaft geführt. Hintergrund waren offenbar Spannungen unter Prior Luciano Maniardi, der 2017 zum ersten Nachfolger Bianchis gewählt worden war.
Spannungen in der Gemeinschaft
In der Erklärung der Gemeinschaft von Bose heißt es weiter, Besucher und Freunde hätten schon länger Spannungen spüren können. Ein Versuch Bianchis, diese mittels externer Hilfe schon 2014 zu lösen, sei leider nicht erfolgreich gewesen. Weitere konkrete Schritte werden dem Bericht zufolge noch nicht genannt.
Der aus der Provinz Asti stammende Bianchi hatte Bose 1965 als junger Wirtschaftswissenschaftler unter dem Eindruck der Studentenbewegung und des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) gegründet. Die Gemeinschaft von Männern und Frauen in den Hügeln östlich von Ivrea gilt als ein Neuaufbruch des Klosterlebens in der katholischen Kirche. Sie verbindet Traditionen des westlichen und östlichen Mönchtums und etablierte sich zugleich als ökumenisches Zentrum. Ihr gehören nach Angaben aus Bose derzeit rund 90 Männer und Frauen aus sechs Nationen an.