Weltbevölkerungsbericht zu Frühheirat und Genitalverstümmelung

84 Millionen Schicksale

Der UN-Weltbevölkerungsbericht hat mehr Einsatz gegen Frühverheiratungen und Genitalverstümmelungen von jungen Mädchen weltweit gefordert. So solle es Mädchen ermöglicht werden, die Schule bis zum Abschluss zu besuchen.

Kampf gegen Genitalverstümmelung / © Arno Burgi (dpa)
Kampf gegen Genitalverstümmelung / © Arno Burgi ( dpa )

So sollen sie in der Lage sein, als Erwachsene ein eigenes Einkommen erwirtschaften zu können, heißt es in dem Bericht, den die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) am Dienstag in Hannover veröffentlichte. Ebenso könnte die Aufklärung von Jungen und Männern über Frühverheiratung und Genitalverstümmelung zu einem Ende dieser Praktiken beitragen.

Um Frühverheiratungen und weibliche Genitalverstümmelung bis 2030 zu beenden, sind dem Bericht zufolge Investitionen in Höhe von 3,4 Milliarden US-Dollar pro Jahr notwendig.

"Auch wir Männer müssen den grausamen Menschenrechtsverletzungen die Stirn bieten", forderte der DSW-Geschäftsführer Jan Kreutzberg.
Besonders in den betroffenen Ländern müsse offen über die Auswirkungen dieser Praktiken gesprochen werden. "Nur wenn der Mantel des Schweigens durchbrochen wird, können patriarchalische Strukturen aufgebrochen werden", so Kreutzberg weiter.

Die Corona-Pandemie drohe die Situation von Mädchen und jungen Frauen weltweit zu verschlechtern, heißt es in dem Bericht des Weltbevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) weiter.
Fortschritte, die in den vergangenen Jahren bei der Bekämpfung von Frühverheiratungen und weiblicher Genitalverstümmlung erzielt worden seien, könnten aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit vieler Dienste wieder verloren gehen. "Die Corona-Pandemie macht unsere Arbeit schwieriger, aber auch notwendiger, da Mädchen jetzt besonders gefährdet sind", erklärte die UNFPA-Exekutivdirektorin Natalia Kanem.

84 Millionen Mädchen weltweit könnten dem Bericht zufolge bei Erfolg der Maßnahmen in den nächsten zehn Jahren vor Frühverheiratung oder Genitalverstümmelung geschützt werden. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit mindestens 200 Millionen Mädchen und Frauen an den Genitalien verstümmelt.
Durchgeführt wird die Praxis vor allem in Ländern Afrikas und des Mittleren Ostens. Aber auch in Deutschland ist Genitalverstümmelung ein Problem. Nach Angaben des Entwicklungsministeriums leben schätzungsweise über 50.000 Frauen in Deutschland, die verstümmelt wurden. 
 


Quelle:
KNA