"Seit Beginn der Corona-Krise starben in unseren Pflegeheimen und Krankenhäusern etwa 200.000 Menschen", heißt es in einem Gastbeitrag der CDU-Politikerin für die Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit". Zwar habe es ein intensives Ringen von Seelsorgern, Ärzten und Heimleitungen um Beistand für Sterbende gegeben. "Dafür meine höchste Wertschätzung und Anerkennung." Für Ostdeutschland könne sie dennoch sagen, "dass die Mehrheit trotz allen kirchlichen Einsatzes vor Ort einsam aus dem Leben schied. Musste das sein? Nein."
Debatte um kirchlichen Beistand für Pflegebedürftige
Anders, als jetzt behauptet werde, habe es sich nicht um Einzelfälle gehandelt, fügte Lieberknecht hinzu. Die ordinierte Pfarrerin hatte den Kirchen bereits vor Pfingsten Versagen während der Corona-Pandemie vorgeworfen. Jetzt verschärfte sie ihren Vorwurf: "Als ich Mitte Mai kritisierte, die Kirchen hätten beim Schutz der Schwächsten versagt, erntete ich aus meiner eigenen evangelischen Kirche helle Empörung." Kirchliche Selbstkritik sei unterblieben. "Das fand ich erstaunlich, da doch dieselben Kirchen bei anderen Themen die Politik oft kräftig kritisieren."
Kritik an Abschottung auch von Margot Käßmann
Die evangelische Theologin Margot Käßmann kritisierte eine fortgesetzte Abschottung von Pflegebedürftigen in Deutschland. "Die Herausforderung durch Corona dauert an, und das Problem der Zwangsisolation alter Menschen ist ungelöst", schreibt die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der "Zeit". Käßmann: "Ich finde: Das geht so nicht weiter!" An die Kirchen gerichtet erklärte Käßmann: "Wir brauchen christlich vertretbare Regeln, damit niemand in Einsamkeit und Isolation verzweifelt." Konkret verlangt sie, dass niemand "allein, abgeschottet, ohne seelsorgliche Begleitung sterben muss".