Nach aktuellen Daten der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), die dem Berliner "Tagesspiegel" vorliegen, wurden seit Januar 2020 in Deutschland 487 Verstorbenen Organe für Transplantationen entnommen. Das ist, gemessen am ersten Halbjahr 2019, eine Steigerung um 7,3 Prozent. Die Zahl der gespendeten Organe erhöhte sich um drei Prozent - von 1511 auf 1557.
Die DSO wollte zwar noch nicht von einer Trendwende sprechen. Der Medizinische Vorstand der Stiftung, Axel Rahmel, nannte es aber eine "sehr positive Entwicklung", dass die Zahl der Organspender trotz Coronakrise nicht zurückgegangen sei. "In anderen Länder wie Italien, Spanien oder Frankreich sind die Zahlen dramatisch eingebrochen. Das ist bei uns nicht der Fall." Allerdings gehe auch hierzulande der wesentliche Teil der Steigerungen auf die Zeit unmittelbar vor der Krise zurück.
Im Januar und Februar 2020 stieg die Zahl der Organspender den Angaben zufolge verglichen mit den ersten beiden Monaten des Vorjahres von 140 auf 181. Das entspricht einem Plus von nahezu 30 Prozent.
Debatte um Widerspruchsregelung
Befördert worden sein könnte der Anstieg der Organspenderzahl kurzfristig auch durch die ausgiebige Debatte um eine Widerspruchsregelung in Deutschland. Mitte Januar hatte der Bundestag zwar die Idee verworfen, wonach alle Bürger, die dem nicht zu Lebzeiten widersprochen haben, nach ihrem Tod automatisch als Organspender zu führen wären.
Nach dem heftig ausgetragenen Streit über eine grundlegende Reform war die Nachfrage nach Organspendeausweisen aber sprunghaft gestiegen. Im Januar hatten sich etwa doppelt so viele Bürger wie sonst ein solches Dokument bestellt.
Im Eurotransplant-Verbund, dem neben Deutschland noch die Benelux-Staaten, Österreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn angehören, bezog Deutschland nun nur noch sechs Organe mehr als hierzulande gespendet wurden. Im ersten Halbjahr 2019 betrug die Differenz noch 83 Organe.