DOMRADIO.DE: Was passiert denn genau bei Ihnen? Bei diesem Online-Pilgertag?
Pfarrer Klaus Holzamer (Seelsorger für die deutschsprachigen Pilger in Lourdes): Wir wenden uns an Pilger in aller Welt, die uns gerade in der Zeit, als überhaupt niemand hier nach Lourdes kommen konnte, schon vertraut geworden sind, kann man sagen, durch die vielen Rückmeldungen. Darum geht es.
Einfach: Dieser Kraft-Ort des Glaubens, der verbindet, das steckt ja in dem Namen drin. Lourdes ist etwas, was die Menschen untereinander vereint und verbindet und zusammenführt. Wir wollen uns dadurch auch mit denen wiederum verbinden, die sich vielleicht jetzt sehnen, mal wieder nach Lourdes zu kommen.
DOMRADIO.DE: Was findet dann genau statt?
Holzamer: Wir haben zunächst einmal eine ganze Menge an Gebet vor der Grotte, wie wir das auch in der Zeit der Lockerungen (déconfinement) gemacht haben. Mit den Beschränkungen (confinement) waren wir ja praktisch eingesperrt, durften uns auch nicht bewegen. Niemand konnte kommen. Danach musste man zuhause bleiben und sich in einem Radius von hundert Kilometern bewegen und bleiben.
In dieser Zeit ist diese Idee geboren worden, jetzt wiederum: das Gebet vor der Grotte. Initial ist eigentlich der Gedanke, der sich sehr gut mit dem Fest unserer lieben Frau vom Berge Karmel verbindet. Denn der eigentliche Anlass ist ja der letzte und achtzehnte Erscheinungstag unserer Lieben Frau von Lourdes. Auch Bernadette war es verwehrt, zur Lourdesgrotte direkt zu gehen. Sie hat diese Erscheinung und die Nähe der Gottesmutter verspürt und erfahren am anderen Ufer der Gave.
Ihre Idee ist es also gewesen initial, denn nachdem sie einmal Lourdes verlassen hatte, um ins Kloster nach Nevers zu gehen, sagte sie einmal dann im Vertrauen, dass sie jeden Tag hierher nach Lourdes im Geiste gepilgert ist. Um eine solche Pilgerschaft geht es.
DOMRADIO.DE: Das kann ich mir dann im Internet angucken und dann auch mitbeten?
Holzamer: Ja, genau. Es wird also von Anfang bis Ende alles im Internet über Lourdes TV übertragen. Wir haben auch im europäischen Bereich einen Sender, der dies übernimmt und zumindest diese große Zusammenfassung, die am Nachmittag sein wird, ausstrahlen wird. Das wird EWTN machen.
Und wir werden auch um 14 Uhr den Rosenkranz beten, der dann im katholischen Fernsehen kath.tv oder K-TV in Deutschland ausgestrahlt wird, allerdings zeitversetzt um eine Stunde, weil das der übliche Ort des Rosenkranzes ist.
DOMRADIO.DE: Sie haben schon gesagt, die Idee ist ja in den Wochen des Lockdowns geboren worden. Wie ist denn derzeit der aktuelle Stand bei Ihnen? Gibt es denn auch schon wieder Pilger in Fleisch und Blut?
Holzamer: Die kommen tatsächlich, wenn auch verhalten im Moment. Wir haben jetzt ganz wenige aus Deutschland. Wir haben in den kommenden Tagen eine kleine Gruppe, die sozusagen die Fühler von Köln aus ausstreckt mit Generalvikar Hofmann. Das ist die Jugendwallfahrt, die coronabedingt nur sehr reduziert stattfinden kann. Langsam kommen wieder Deutsche. Wir beginnen auch wieder regelmäßig mit Gottesdiensten ab dem 1. August.
Die Zahl derer, die anwesend sein können bei Versammlungen in Frankreich, ist immer noch auf 5000 limitiert (Anm. d. Red. für Großveranstaltungen). Man muss Masken tragen und entsprechend vorsichtig sein. Jetzt am Abend haben wir nicht nur den Rosenkranz an der Grotte und um 17 Uhr die Anbetung, sondern wir haben seit Sonntag auch eine kleine Prozession um die Grotte, sodass Pilger dies auch ein bisschen miterleben können. Die große Prozession findet noch nicht statt, dazu ist die Zahl der Pilger noch zu gering.
DOMRADIO.DE: Den Pilgern fehlt bestimmt der direkte Kontakt zu dem Wallfahrtsort. Fehlt Ihnen auch der persönliche Kontakt zu den vielen Pilgern?
Holzamer: Ja, es macht schon etwas aus, wenn man praktisch nur visuell miteinander verbunden ist. Wobei wir sehr, sehr viele Rückmeldungen hatten, oft sehr positiv aus Deutschland, der Schweiz und Österreich – im Bereich für die deutsche Sprache. Das war schon ein gutes Miteinander in dieser Zeit, wo wir alle gefühlt haben, wir sind nun doch irgendwo, von etwas fern, aber wir sind dank der technischen Möglichkeiten miteinander verbunden – und da werden auch schon wieder beim Namen.
Das Interview führte Heike SIcconi.