Dutzende Denkmäler spanischer Persönlichkeiten der Entdeckung Amerikas fielen in den vergangenen Wochen in den USA den antirassistischen Protestwellen der "Black Lives Matter"-Bewegung zum Opfer. Vor allem im US-Bundesstaat Kalifornien zerstörten und beschmierten Demonstranten Monumente der spanischen Königin Isabella der Katholischen, von Christoph Kolumbus und vom mallorquinischen Franziskanermönch Junipero Serra, dem Gründer San Franciscos.
Obwohl ihre Verbindung mit den späteren Kolonialverbrechen und der Sklaverei historisch haltlos ist, lässt die Regierung Kaliforniens nun auch die gemeinsame Statue von Isabella und Kolumbus im Eingang des California State Capitols in Sacramento als "rassistisch und demütigend für die Ureinwohner" entfernen. Ob sie im Keller verschwindet oder zerstört wird, steht noch nicht fest.
Zurück nach Spanien?
Doch vielleicht wird sie auch nach Spanien verschifft. Dort hat das Denkmal nämlich bereits einen interessierten Abnehmer. Die katholische Bürgervereinigung Fray Hernando de Talavera bot dem Gouverneur von Kalifornien an, die Statue zu übernehmen und auch für die Transportkosten aufzukommen. Der spanische Theologe Fray Hernando (1428-1507) war einer der engsten Berater von Königin Isabella und dürfte großen Einfluss auf das moralische Vorgehen der Königin mit den Ureinwohner in der Neuen Welt gehabt haben.
"Königin Isabella war eine Vorkämpferin der Menschenrechte. Versklavte und nach Spanien gebrachte Eingeborene ließ sie sofort wieder frei und machte in ihrem Testament alle amerikanischen Ureinwohner zu freien Bürgern", sagt der Vorsitzende der Vereinigung, Diego Hernandez, im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Historiker stimmen zu
Der Historiker Emilio Saenz Frances gibt ihm Recht. "Sklavenhändler aus dem 19. Jahrhundert mit spanischen Eroberern und Königin Isabella aus dem 16. Jahrhundert in einen Sack zu packen, ist Unsinn", so der Geschichtsprofessor von der Päpstlichen Comillas Universität in Madrid. Das treffe auch auf Kolumbus zu. "Er war Abenteurer und Entdecker. Ihn für die fast 500 Jahre später verübten Gräueltaten britischer und amerikanischer Sklavenhändler verantwortlich zu machen, ist absurd", betont der Historiker.
Natürlich wurden bei der Eroberung Amerikas Fehler begangen, meint Hernandez von der Bürgervereinigung. "Aber die Vergangenheit nach den Maßstäben unserer heutigen Gesellschaft zu beurteilen, ist ungerecht. Wir sind stolz auf unsere Geschichte und deshalb übernehmen wir gerne die Statue". Sollte der Gouverneur von Kalifornien auf das Angebot der Bürgervereinigung eingehen, würde die Statue von Isabella und Kolumbus in Talavera de la Reina oder in einem anderen Ort auf dem Pilgerweg in den Wallfahrtsort Guadalupe aufgestellt.
Erhalt des Pilgerweges
Hernandez Vereinigung mit rund 2.000 Mitgliedern kümmert sich um den Erhalt des über 600 Jahre alten Pilgerwegs zum berühmten Marienbildnis der schwarzen Madonna in der südspanischen Extremadura. Die Maria von Guadalupe wurde bereits im 14. Jahrhundert zur Schutzpatronin für Könige und Eroberer, die vor allem von der Extremadura aus in die Neue Welt zogen. Berühmte Konquistadoren wie Hernan Cortes oder Francisco Pizarro stammen von hier.
Diego Hernandez hofft, dass die kalifornische Regierung ihnen die Statue von Isabella überlässt. "Sie war eine große Verehrerin der Jungfrau. Acht Mal pilgerte sie zum Kloster von Guadalupe, das 1993 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Und ab dem 2. August feiern wir ein Heiliges Jahr. Die Statue wäre die Krönung für die Festlichkeiten", so der Vereinigungsvorsitzende.
Die Vereinigung würde sich zudem auch über eine Statue des Schriftstellers Miguel de Cervantes (1547-1616) freuen, die ebenfalls ins Visier des US-Staates und der Protestbewegung geraten ist. Der Autor des weltberühmten Ritterromans Don Quijote pilgerte nämlich ebenfalls nach Guadalupe, um dort der Madonna für seine Befreiung aus Algerien zu danken, so Hernandez. "Er war niemals in Amerika und sogar selber Sklave nordafrikanischer Piraten. Doch in den USA wird derzeit alles in einen Topf geworfen, was nach spanischer Kolonialgeschichte riecht."
Manuel Meyer