Die Arbeit solle solange ruhen, bis es eine breite Unterstützung aus Politik und Gesellschaft für das Projekt gebe, sagte ein Ministeriumssprecher am Mittwoch in Berlin. Man nehme die Kritik sehr ernst.
Kritik an muslimischer Vertreterin
Der jüngst berufenen Vertreterin für den Islam, der stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Nurhan Soykan, war unter anderem vorgeworfen worden, sich nicht klar genug von Antisemitismus und Islamismus zu distanzieren.
Der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek verteidigte seine Stellvertreterin indes. Diese habe "Zeit ihres Lebens für Versöhnung, Dialog und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft" gestanden, schrieb er auf Twitter. Zudem engagiere sich Soykan seit mehr als zehn Jahren für den christlich-muslimischen sowie den muslimisch-jüdischen Dialog.
Auswärtiges Amt: Einfluss von Religionen besser verstehen lernen
Der Sprecher des Auswärtigen Amts betonte, dass es Kritik wie auch Zustimmung unter anderem von religiösen Verbänden gegeben habe. In den kommenden Tagen solle dazu ein intensiver Austausch starten. Es sei wichtig, Kritikpunkte anzugehen und auch Missverständnisse - etwa zur Rolle der Religionsvertreter - auszuräumen.
Ziel des Austauschs sei eine breite Unterstützung. Ein Teil der Wortmeldungen - insbesondere in den Sozialen Medien - sei leider auch von antimuslimischen Ressentiments und offenem Rassismus geprägt gewesen, erklärte der Sprecher. Dies weise man auf das Schärfste zurück.
Das Auswärtige Amt will nach eigenen Angaben mit dem Projekt "Religion und Außenpolitik" Religionsgemeinschaften und ihren möglichen Einfluss auf Gesellschaft und Politik besser verstehen. Auch soll das konstruktive Friedenspotenzial der Gemeinschaften mithilfe eines globalen Netzwerks von Religionsvertretern gestärkt werden.
Neben der Muslimin Soykan berief das Auswärtige Amt in Deutschland dazu zuletzt den Rabbiner in spe, Markus Feldhake, sowie den evangelisch-freikirchlichen Pastor Peter Jörgensen. Im vergangenen Jahr war der katholische Pater Nikodemus Schnabel als erster Religionsvertreter für das Projekt tätig gewesen.