DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt das Thema interreligiöser Dialog für Sie?
Jean-Claude Kardinal Hollerich (Erzbischof von Luxemburg): Das Thema spielt eine sehr große Rolle für mich. Ich war lange in Japan, wo man gar nicht evangelisieren kann, ohne auf Schritt und Tritt mit dem Buddhismus in Dialog zu sein. Ich habe den Buddhismus in Japan sehr schätzen gelernt. Aber ich bleibe trotzdem katholisch.
Hier in Luxemburg gibt es eine starke Präsenz des Judentums und des Islam. Bei der Trennung von Kirche und Staat haben wir sehr eng zusammengearbeitet. Die verschiedenen Religionsgemeinschaften haben einen Rat der Religionen in Luxemburg gegründet. Ich bin Präsident, der Großrabbiner ist Vizepräsident. Wir haben auch die "Luxembourg School of Religion and Society" gegründet, wo wir zusammen mit den anderen Religionen nachdenken wollen, über die Rolle von Religion in der Gesellschaft, von heute und von morgen.
In dem Sinne interessiert mich das Thema brennend. Wie können Religionen zusammenleben? In einer Weltkultur, heute, wo es früher Exklusivismen gab. Das muss man heute anders, im Dialog, gestalten. Das ist eine sehr große Herausforderung. In dem Bereich wurde sehr viel gearbeitet. Ich denke, das Dokument von Abu Dhabi, das Papst Franzisus 2018 mit Vertretern des Islam unterzeichnet hat, war ein Grundsatz-Dokument, das vieles möglich macht.
DOMRADIO.DE: Welche Rolle kann der Vatikan und die katholische Kirche im Zusammenleben der Religionen spielen?
Hollerich: Die katholische Kirche ist sehr gefragt. Wir haben auf der einen Seite eine klare Identität. Es geht also nicht um Synkretismen, Gleichmacherei, oder Ähnliches. Auf der anderen Seite haben wir eine große Offenheit zum Dialog. Ich habe das gemerkt, als ich in Japan war, wie die großen buddhistischen Tempel wirkliches Interesse gerade an einem Dialog mit der katholischen Kirche hatten. Und wenn sie Probleme mit anderen christlichen Glaubensgemeinschaften hatten, dann wurde doch manchmal die katholische Kirche gefragt, ob sie nicht etwas vermitteln könnte.
DOMRADIO.DE: Wissen Sie schon, wie die Arbeit im Päpstlichen Rat aussehen wird?
Hollerich: Nein, da lasse ich mich überraschen.
Das Gespräch führte Renardo Schlegelmilch.