Kardinal Hollerich: Solidarität hat Schlüsselrolle in Europa

"Die Integration muss voranschreiten"

Der Vorsitzende der EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Jean-Claude Hollerich, sieht bei der Bewältigung der Corona-Krise in Europa die Solidarität in einer Schlüsselrolle. Es komme auf die Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten an.

Erzbischof Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Sven Becker (KNA)
Erzbischof Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Sven Becker ( KNA )

"Es hängt alles davon ab, ob es in Europa möglich ist, solidarisch zu handeln", sagte Hollerich am Dienstag der französischen Zeitung "La Croix" und der niederländischen Zeitung "Nederlands Dagblad".

Sei dies der Fall, werde die Staatengemeinschaft besser als zuvor aus der Krise kommen. "Andernfalls wird sich die Kluft zwischen den reichsten und ärmsten Ländern vergrößern und ganz Europa wird geschwächt", so der Luxemburger Erzbischof.

"Das Image Europas hat gelitten"

Zu Beginn der Krise sei "Europa" abwesend gewesen; die Mitgliedstaaten hätten nur an sich gedacht und ihre Grenzen geschlossen, sagte der Kardinal.

"Das Image Europas hat darunter gelitten." Die Krise habe gezeigt, dass die Integration voranschreiten müsse. "Sonst wird Europa zerfallen", so Hollerich.

Es müsse nicht alles im Gesundheitssektor vergemeinschaftet werden, aber es müsse sichergestellt werden, dass Europa im Krisenfall eine "angemessene Antwort" geben könne. "Denn wir wissen, dass diese Katastrophe nicht die letzte sein wird", erklärte der COMECE-Vorsitzende.

Ökologische und soziale Aspekte wichtig

Für die Zukunft seien "ökologische" Entscheidungen erforderlich; die Wirtschaft dürfe nicht wie bisher angekurbelt werden. Gleichzeitig müsse der "soziale Aspekt" im Auge behalten werden, forderte Hollerich.

"Wenn einige Menschen aufgrund ökologischer Entscheidungen arbeitslos werden, werden sie sich gegen Maßnahmen zum Schutz der Umwelt wenden. Was auch immer geschieht, das Gemeinwohl muss gewahrt werden." Mit Mut und einer Vision sei es möglich, an beiden Fronten voranzukommen, so der Kardinal.

Jean-Claude Hollerich

Kardinal Jean-Claude Hollerich ist seit 2011 Erzbischof im traditionell katholisch geprägten Luxemburg. Am 9. August 1958 im luxemburgischen Differdingen geboren, studierte er Ende der 70er Jahre in Rom Theologie. 1981 trat er in den Jesuitenorden ein und verbrachte in den 80er und 2000er Jahren jeweils mehrere Jahre in Tokio.


Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, / ©  Sven Becker (KNA)
Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, / © Sven Becker ( KNA )
Quelle:
KNA