Etwa die Hälfte der Bewohner in der Europäischen Union sind nach Vatikan-Angaben Katholiken. Um den Dialog mit EU-Institutionen zu pflegen und Anliegen der katholischen Kirche zu Gehör zu bringen, unterhalten die Bischofskonferenzen der 27 Mitgliedstaaten eine eigene Kommission, die COMECE. Die Abkürzung steht für das lateinische "Commissio Episcopatum Communitatis Europensis".
Die COMECE entstand 1980, ein Jahr nach den ersten Direktwahlen des Europaparlaments. Das Sekretariat der COMECE ähnelt als Verbindungsstelle zur EU-Politik den Katholischen Büros in Deutschland. Auch dort halten Kirchenvertreter Kontakt zu Parlamenten und Regierungen in Bund und Ländern und versuchen, Politik im Sinne der kirchlichen Lehre mitzugestalten. Der Sitz des Sekretariates in Brüssel befindet sich unweit des EU-Parlaments.
Siebter Vorsitzender in ihrer über 40-jährigen Geschichte war seit 2018 der Erzbischof von Luxemburg, Kardinal Jean-Claude Hollerich (64). Einer der vier Vizepräsidenten ist der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck (58). Generalsekretär der COMECE ist seit 2019 der Spanier Manuel Barrios Prieto.
Deutsche Vertreter prägten Struktur und Inhalte der COMECE entscheidend mit. Von den bislang sieben Vorsitzenden kamen drei aus Deutschland: Gründungspräsident war der damalige Bischof von Essen, Franz Hengsbach (1982-1984). Auf ihn folgten Bischof Josef Homeyer von Hildesheim (1993-2006) und der Münchner Kardinal Reinhard Marx (2012-2018).
Leitend für COMECE-Stellungnahmen ist die Katholische Soziallehre. Ihre Arbeitsthemen reichen von Religion und Staat über die Rolle der EU in der Welt bis zu Gesellschaftsfragen wie etwa der Zukunft der Arbeit. (kna, 23.03.2023)