Bischof Oster zu Vatikan-Papier

"Es geht um geistliche Autorität"

Der Passauer Bischof Oster hat angesichts des Vatikan-Papiers zur Reform von Pfarreien vor einem falschen Blick auf Macht gewarnt. Es gehe um geistliche Autorität, nicht um eine aus soziologischer oder demokratischer Perspektive, sagte er in einem Video auf seiner Website.

Geistlicher im Vatikan / © Andrew Medichini (dpa)
Geistlicher im Vatikan / © Andrew Medichini ( dpa )

"Geistliche Autorität - wenn sie denn wahrgenommen wird - lebt daraus, dass sie den anderen Menschen wachsen lassen will, groß werden lassen will in der Verantwortung, im Dienst, in Glaube, Liebe, Hoffnung", so Stefan Oster.

Dieser Autoritätsbegriff sei etwa auch für die Frauenfrage entscheidend. So sei etwa Mutter Teresa für ihn eine der einflussreichsten Personen der Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts, erklärte der Bischof. Sie habe mit ihrer geistlichen Autorität die Kirche geprägt. Dies gelte etwa in vorigen Jahrhunderten auch für Therese von Lisieux oder Bernadette von Lourdes.

"Lehren, leiten, heiligen"

Zur in der Vatikan-Instruktion angesprochenen Leitungsverantwortung von Pfarrern und der Absage an Leitungsteams sagte Oster, Bischöfe und Priester seien geweiht, "zu lehren, zu leiten und zu heiligen". Es sei deren Aufgabe, Verantwortung zu übernehmen, aber auch andere an dieser Verantwortung teilnehmen zu lassen. Modern leiten hieße natürlich, im Team zu leiten. Es gehe um die Rolle des Pfarrers und Priesters in ihrer Berufung, nicht beim Machterhalt.

Auch er als Bischof werde nicht daran gemessen, wie viel Macht er ausgeübt habe, so Oster. Natürlich habe er diese, etwa wenn es um Geld, Personaleinsatz oder die Zusammensetzung von Gremien gehe. "Ich bin völlig überzeugt, mein Herr wird mich einmal an der Frage messen: Wie hast Du die Autorität, die dir geschenkt war, dafür eingesetzt, dass Menschen tiefer in den Glauben, in die Liebe, tiefer in die Freundschaft mit mir finden."

Mehr Aus- als Eintritte

Dabei hob der Bischof auch die Passagen des Papiers zu einer missionarischen Kirche hervor und verwies auf die aktuellen Zahlen zum kirchlichen Leben in Deutschland. Entgegen erster Angaben, wonach es lediglich nur rund 300 Erwachsenentaufen gegeben habe, liege die Zahl bei 2.446 für ganz Deutschland, korrigierte Oster am Montag sein Video vom Wochenende auf Facebook.

"Das sieht im Ergebnis natürlich einiges besser aus (als nur 300) - auch wenn es bei gut 270.000 Austritten immer noch traurig ist im Blick auf unsere missionarischen Bemühungen", so der Bischof. In seinem Video sprach er davon, dass der Text "womöglich im Blick auf die Situation der Kirche in den deutschsprachigen Ländern" geschrieben worden sei.


Bischof Stefan Oster / © Lukas Barth (KNA)
Bischof Stefan Oster / © Lukas Barth ( KNA )
Quelle:
KNA