Pilgern nach Kevelaer in Corona-Zeiten

"Im Großen und Ganzen unproblematisch"

Fast eine Million Pilger kommen jedes Jahr in der Wallfahrtsort Kevelaer am Niederrhein - in diesem Jahr werden es deutlich weniger. Dabei machten auch Gruppen in der Corona-Zeit eine gute Erfahrung mit dem Pilgern, sagt der Wallfahrtssekretär.

Autor/in:
Andreas Rehnolt
Heiligenkärtchen in Kevelaer / © Theodor Barth (KNA)
Heiligenkärtchen in Kevelaer / © Theodor Barth ( KNA )

Der niederrheinische Marien-Wallfahrtsort Kevelaer eignet sich nach Worten von Wallfahrts-Generalsekretär Rainer Killich auch in Corona-Zeiten gut für Pilgerbesuche. Die organisierten, jährlich etwa 900 angemeldeten Pilgergruppen in Kevelaer hätten zwar wegen der Pandemie zum Großteil abgesagt, sagte Killich dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Umso mehr kämen aber Einzelpilger und Tagesgäste in die Basilika und zur Kerzenkapelle. "Nur etwa zehn Prozent der Gruppen führen die Wallfahrt auch unter den aktuellen Umständen durch", betonte der Generalsekretär der Wallfahrt, die sonst jährlich bis zu 800.000 oder 900.000 Pilger anlockt. 

Killich: Gruppen können auch in der Corona-Zeit pilgern

Auch das Gottesdienstprogramm sei während der Corona-Zeit verkürzt. Nach wie vor würden die besuchten Gottesdienste auch live übertragen, was insbesondere von älteren und kranken Gläubigen sehr geschätzt werde. Zudem würden die inzwischen üblichen Hygiene- und Abstandsregeln gelten. "Das verläuft im Großen und Ganzen unproblematisch", sagte Killich. Alle Gruppen, die ihre Wallfahrt 2020 bereits durchgeführt hätten, hätten bestätigt, dass man unter Berücksichtigung der besonderen Situation auch mit einer Gruppe gut
pilgern könne.

Viele Pilger kämen in diesem Jahr nur mit der Familie oder mit engen Freunden nach Kevelaer. Sie kämen quasi als Abordnung einer Bruderschaft. Oftmals brächten sie stellvertretend die jährliche Pilgerkerze der Gruppe in den Marien-Wallfahrtsort, die dann traditionell in der Kerzenkapelle aufgestellt und allabendlich zum täglichen Marienlob entzündet werde, schildert der Generalsekretär der Wallfahrt.

Auf diese Weise hielten viele Pilgergruppen "ihre Verbindung und ihre tiefe Verbundenheit" zu Kevelaer. Bis zum 1. November bleibe es vermutlich bei "einer Wallfahrt der Stille, der Empathie und der Spiritualität".

Familienbetriebe in ihrer Existenz bedroht

Neben den Geschäften mit Wallfahrtsartikeln spürten auch der örtliche Einzelhandel sowie Gastronomie und Hotellerie in Kevelaer die ausbleibenden Pilgerströme. Es gibt laut Wallfahrtssekretär "große wirtschaftliche Einbußen" zu verzeichnen. Für manch einen Familienbetrieb sei die Situation nach einem knappen halben Jahr sicherlich existenzbedrohend. 

Kevelaer ist seit 1641 Wallfahrtsort, nachdem der Händler Hendrick Busman dreimal den Anruf "An dieser Stelle sollst du mir ein Kapellchen bauen!" vernommen haben soll. Seine Frau soll zudem ein Marienbild erträumt haben, das sie später in Form eines Papierbildchens in den Händen von Soldaten wiedererkannte. Sie erhielt den kleinen aus Luxemburg stammenden Druck, der bis heute als Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten" verehrt wird. Das biblische Motto der diesjährigen Wallfahrtssaison in Kevelaer lautet "Ich bin da, wo du bist" nach Exodus, Kapitel 3, Vers 14 in der Übersetzung von Martin Buber.


Quelle:
epd