Haben Pfarrhaushälterinnen eine Zukunft?

"Man muss schon flexibel sein, wenn man den Beruf ergreift"

Sie arbeiten für die katholische Kirche und werden immer seltener. Gemeint sind nicht die Pfarrer – aber der Beruf ist an sie gekoppelt: Auch Pfarrhaushälterinnen gibt es nach aktuellen Schätzungen immer weniger.

Treppe in einem alten Gebäude / © A-photographyy (shutterstock)
Treppe in einem alten Gebäude / © A-photographyy ( shutterstock )

Wie hat der Beruf sich gewandelt?

DOMRADIO.DE: Mein Großonkel war Pfarrer und lebte mit seiner Schwester unter einem Dach. Sie hat seinen Haushalt geschmissen. In den 70er Jahren hat sich darüber keiner gewundert. Heute ist es aber ein eher seltenes Modell, oder?

Annette Koster (Vorsitzende des Diözesanverbandes der Pfarrhaushälterinnen im Erzbistum Köln): Das ist heute sehr selten, dass die Schwester oder Cousine oder Tante Pfarrhaushälterin ist. Wobei es auch früher schon ganz oft Leute waren, die gar nicht verwandt waren mit den Priestern. Aber das ist heute tatsächlich die Regel, dass jemand von außen kommt.

DOMRADIO.DE: Es gibt aber bundesweit nicht einmal mehr 800 Vollzeit-Pfarrhaushälterinnen, die mit einem katholischen Pfarrer unter einem Dach leben. Das liegt sicherlich vor allem auch daran, dass es einfach weniger Pfarrer gibt als noch vor 40 Jahren, oder?

Koster: Das eine ist das andere gekoppelt. Es liegt natürlich aber auch an der veränderten Lebensweise der Priester. Früher, wie es bei Männern sowieso immer war, waren die Pfarrer im Haushalt eher unbedarft. Das hat sich grundlegend geändert. Die Bereitschaft, auch noch eine Person im Haus zu haben, die da wohnt, ist auch wesentlich geringer geworden.

DOMRADIO.DE: Aber wir können nicht über dieses Thema sprechen, ohne das Klischee zu thematisieren. "Die Frau im Haushalt des Pfarrers" bietet natürlich Anlass für Klatsch und Tratsch.

Koster: Ja, natürlich. Man muss ja irgendwas haben, über das man klatschen und tratschen kann. Ich denke, das ist in allen Lebensbereichen so. Das ist natürlich immer interessant. Wir stehen, und der Pfarrer natürlich sowieso, im Mittelpunkt der Gemeinde und im Rampenlicht auch. Wie das mit Klischees so ist. Es ist vielleicht was dran, vielleicht nicht – es gibt alles.

DOMRADIO.DE: Wir reden ja immer über die weibliche Form "Haushälterin". Es ist überwiegend ein weiblicher Beruf, aber es gibt auch Haushälter, oder?

Koster: Die gibt es durchaus. Auf Bundesebene habe ich es schon oft gehört. Bei uns im Bistum haben wir zwei Herren im Haushalt.

DOMRADIO.DE: Haben sich denn die Aufgaben der Pfarrhaushälterinnen verändert in den vergangenen 40 bis 50 Jahren? Meine erste Assoziation geht in Richtung: Kochen, Waschen, Putzen – also Haushalt, um den Pfarrer in diesen notwendigen Dingen zu entlasten.

Koster: Diese Bereiche gehören natürlich immer noch dazu. Bei uns zum Beispiel kommt noch ein großer Garten dazu, der sehr wichtig ist. Aber es gibt auch immer vielfältigere Aufgaben, die mit übernommen werden. Ich nehme mal mich als Beispiel: Ich springe auch schon mal in der Kirche ein als Küsterin. Ich bin auch noch Kirchenmusikerin nebenher. Ich bediene zur Not auch mal das Pfarrbüro-Telefon. Man muss schon flexibel sein, wenn man den Beruf ergreift.

DOMRADIO.DE: Braucht man denn eine Berufsausbildung oder macht man das so als Quereinsteigerin?

Koster: Es gibt keine spezielle Berufsausbildung für Pfarrhaushälterinnen. Manche sind Hauswirtschafterinnen, aber es sind eigentlich alles Quereinsteigerinnen.

DOMRADIO.DE: Können Sie was zum Verdienst einer Pfarrhaushälterin sagen? Gibt es da so etwas wie einen bundesweiten Tarif?

Koster: Nein, das gibt es nicht. Auf Bundesebene wird daran gearbeitet. Es ist sehr unterschiedlich in den einzelnen Diözesen. In Köln liegen wir so im Mittelfeld. Wir sind da aber gerade auch dabei, gerade im Hinblick auf das Rentendasein, dass dann irgendwann kommt und das für die alleinstehende Frau sowieso immer schwierig ist, dass wir da Verbesserungen bekommen. Da muss man hinterher sein, und da sind wir auch dran.

DOMRADIO.DE: Sie sind nicht nur Pfarrhaushälterin, sondern auch die Vorsitzende der Pfarrhaushälterinnen hier im Erzbistum Köln und vertreten in dieser Funktion die Interessen der Pfarrhaushälterinnen. Vermitteln Sie auch Stellen, oder ist es ein ganz anderes Thema?

Koster: Doch, wir haben schon mal Anfragen. Die kommen dann aus dem Generalvikariat oder können sich auch direkt bei uns an die Kontaktadresse auf die Homepage wenden. Es gibt Frauen, die sich melden, die gerne Pfarrhaushälterin werden möchten. Aber es gibt auch Priester, die sich melden und sagen: Ich suche jemanden. Können Sie mir helfen?

Das Interview führte Tobias Fricke.


 

Quelle:
DR